warum merken sich manche auch ohne Techniken SO viel?

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

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Mindman
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Beitrag von Mindman »

Also meines Erachtens führt das Lernen von sehr vielen Fakten, Details und Einzelwissen dazu, dass man einen komplexen Stoff besser verstehen und durchschauen kann. Man muss (oder kann) diese Komplexität also gar nicht richtig aktiv lernen, sondern sie ergibt sich, weil man aufgrund des großen strukturierten Detailwissens sehr viele Informationen zur Verfügung hat und somit, wenn man sie present hat, sehr viele Dinge berücksichtigen kann. Dadurch entsteht viel mehr Verständnis und Durchdringung der Komplexität als durch das Wissen einzelnen Details vermutet werden könnte.

Wenn man das Beispiel Schule nimmt. Dass sich die Schüler in vielen Fällen (ich spreche z. B. von der Biologie) viel Lernstoff merken müssen, also auswendig lernen sollen, ist keine Schikane der Lehrer oder gar des Lehrplans. Sondern gerade das Wissen vieler verschiedener Details oder zumindest das Wissen vom Vorhandensein dieser Details (damit einhergehend wo man sich im Fall der Fälle informieren kann) bringt z. B. eine höhere Urteilskraft in bestimmten Entscheidungen und ergibt somit irgendwann komplexes Zusatzwissen. Nimmt man z. B. das Thema Gentechnik. Wenn man keine Details darüber kennt, dann kann man das eigentlich gar nicht richtig beurteilen bzw. Entscheidungen treffen. Je mehr Details man kennt, desto differenzierter wird die Entscheidung sein.

Kurz und gut: Das Ganze ist mehr als seine Einzelteile!
Haben wir eine Gedächtnisförderung?
Und wenn ja - warum nicht?
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Meine tiefste Überzeugung im Abitur war, das Auswendiglernen nutzlos ist. Ich hab nichts auswendig gelernt. PUNKT! Und ich war überzeugt das es nicht verlangt wurde. Was bei mir auch erfolgreich war. Dass ich "nur" 2.0 erreicht habe, waren denke ich mal mangelnde Fähigkeiten in den Mathe/Englisch LKs, vielleicht etwas Pech/falsche Entscheidungen mit Geschichte und Informatik.

Und dann habe ich ein Jahr nach dem Abitur angefangen zu studieren. Das erste Anatomietestat.... es ging um die Schultergliedmaße, exemplarisch am Beispiel der Ziege (die sind billig, größer als die teils etwas grazilen Fleischfresser und handlicher als die großen Wiederkäuer oder Einhufer), da musste ich dann echt viel viel auswendiglernen.... Kulturschock quasi ;-)[/list]
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Chris_Emc2
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Beitrag von Chris_Emc2 »

Meine tiefste Überzeugung im Abitur war, das Auswendiglernen nutzlos ist. Ich hab nichts auswendig gelernt. PUNKT!
Ich dachte immer, dass du propagierst "erst auswendig lernen, dann kommt das Verstehen" !?


Du hast doch sonst geschrieben:
Allein die Idee "Auswendiglernen schwächt das Verständnis", klingt zwar irgendwo nett und attraktiv, aber ich habe bislang nichts gesehen was darauf hindeutet.
Im Gegenteil. Ich fand immer, wenn ich wirklich intensiv ein Fach auswendiggelernt hatte, dann hatte ich auch das Gefühl recht viel davon verstanden zu haben.
Ja was denn nun?

Gruß,
Chris_emc²
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Wie gesagt, dann fing ich an zu studieren ;-) Und in anderen Fächern hätte sich meine Meinung vielleicht nicht geändert!
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AndreasF
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my 2 Cents

Beitrag von AndreasF »

DocTiger hat geschrieben:Gibt es erprobte Techniken für "komplexen" Stoff, also Anweisungen an durchschnittliche Studenten die sie besser machen - abgesehen von Platitüden und gesundem Menschenverstand (5 W-Fragen, Textverständnisregeln etc)?
Ich bin auch auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage. Meine bisherigen Überlegungen sehen so aus:

Komplex ist:
  • viele Komponenten/Knoten
    viele Verbindungen zwischen diesen Knoten
    nicht-lineare oder nicht strikt chronologische Zusammenhänge
Viele Inhalte erscheinen (sic!) aber nur komplex(er), weil sie (zusätzlich zu den oben genannten Punkten):
  • mit abstrakten Begriffen erklärt werden
    mit Fachbegriffen oder seltenen Wörtern erklärt werden
    mit einer langen und verschachtelten Satzstruktur erzählt werden
    kein persönlicher Bezug/Nutzen hergestellt wird
    nicht sinnvoll gegliedert wurden
    kein roter Faden erkennbar ist
    mit passiv-Konstruktionen erklärt wird
    ist-Sätze verwendet werden (E-Prime)
    unvollständige semantische Struktur/Auslassungen
Will sagen, dass man mit rein-mechanischen Hilfsmitteln der Linguistik den Lernstoff auf seine tatsächliche innere "Komplexität" reduzieren und sich so mit etwas Textarbeit die eine oder andere Lernstunde sparen kann.

Details dazu kann man im Buch "Sich verständlich ausdrücken" von Langer, Schulz v. Thun und Tausch nachlesen.

Die drei Autoren haben - basierend auf wissenschaftlichen Untersuchungen - Kriterien für die Verständlichkeit (von Texten) erarbeitet. Anhand dieser Kriterien ist man dann als "Leser/Lerner" in der Lage, einen Text auseinander zu nehmen, in ein einfaches Format zu transformieren und neu zusammenzusetzen. Mit etwas Übung gelingt das direkt während des Lesens. Ich möchte betonen, daß die Autoren hier auf eine wirklich konkrete Ebene heruntergehen und tatsächlich Werkzeuge anbieten, die sinnvoll und umsetzbar sind. Dieses - sorry - Gelaber nach dem Motto "Lernen ist ein Prozeß, der aus Teilprozessen besteht ..." nach dem Vorbild von Verena Steiner ist in diesem Buch nicht zu befürchten.

Möglicherweise fragt sich der eine oder andere, was mit "ist-Sätzen" gemeint sein könnte. Ich dachte dabei an das Konzept E-Prime.

E-Prime ist ein geänderter Wortschatz in dem das Wort "ist" nicht vorhanden bzw. verboten ist. Diese Einschränkung ...
Wikipedia hat geschrieben: .... schließt unter anderem die Verwendung des Passivs aus, wodurch der Verfasser oder Sprecher den jeweils Wirkenden, Handelnden oder Entscheidungstreffenden klar benennen muss. Nach Ansicht der Befürworter zwingt es den Verfasser oder Sprecher anders zu denken. Das Ergebnis ist eine Sprache, die von den meisten Leuten als einfacher zu lesen empfunden wird.
Habe ich also einen Text vor mir, der das Wort "ist" (oder eine Beugung davon) verwendet, kann ich mich beim Lesen schon fragen: "Durch welches Vollverb kann ich es ersetzen?" Und wer ist dann das Subjekt, wer das Prädikat und wer das Objekt?

Daß man Fachbegriffe und Fremdwörter nachschlagen sollte, ist - denke ich - klar. Meine persönliche Erfahrung hat aber immer wieder gezeigt, dass auch das Nachschlagen von bereits bekannten Wörtern häufig Klarheit schafft.

Bis zur gymnasialen Oberstufe dachte ich immer, der Begriff "abstrakt" sei ein Synonym von verworren, kompliziert, undurchschaubar, nicht-gegenständlich und komplex. Offenbar kam mein Komplexitätsbegriff aus der Kunst. Natürlich stimmt das nicht bzw. nicht ganz.

"abstrakt" bzw. das "abstrahieren" bedeutet, "das Allgemeine im Einzelnen erkennen und von ihm abheben". Heisst ... ich habe "Kugelschreiber", "Füller" und "Buntstift" und erkenne das Allgemeine im Einzelnen ... z.B. daß alle drei "Schreibgeräte" sind.

Wenn du mich jetzt fragst, ob es erprobte Techniken gibt, um komplexen Stoff zu bearbeiten, dann spekuliere ich, dass man
  • 1. in der Linguistik fündig wird und
    2. dass die Überlegung wie die "Technik des Konkretisierens" aussehen könnte,
erfolgversprechend sein dürfte, um eine Antwort auf deine Frage zu liefern. Meine Überlegungen in diese Richtung sind noch nicht so weit gediehen. Bislang sehen sie so aus:

Ich frage mich, was abstrahieren bedeutet. Das habe ich oben skizziert und anschließend frage ich mich, welche Typen von Abstraktionen es wohl gibt. Zum Beispiel wird - wie im Beispiel gezeigt - gerne auf die Funktion hin abstrahiert (Schreibgerät). Denkbar wären aber auch Abstraktionen hinsichtlich Form (zylindrisch), Farbe (schwarz), Ursprung (Lamy-Produkt) oder persönliche Bedeutung des Betrachters (alles Stifte von großen Persönlichkeiten der Geschichte). Ich würde versuchen eine Art Inventar möglicher Abstraktionsmotive zu erarbeiten, sodass ich dann später - quasi in umgekehrter Reihenfolge - einen abstrakten Begriff daraufhin abklopfen kann, welches Motiv ihn (den abstrakten Begriff) erschuf. Das würde ich mit der Hoffnung tun, den Begriff sozusagen auf seine konkreten Ursprünge zurückführen zu können.

Bis dahin erstmal :D
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Spekulation ist ja ganz nett, aber dass in Literatur Linguistik, Gehirnforschung und Psychologie nach genialen revolutionären Lernmethoden gesucht wird, ist nicht gerade neu.
pisco
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Beitrag von pisco »

Pat hat geschrieben: Mnemotechnik ist nicht primär eine Verständnistechnik, sondern eine Informationsverarbeitungstechnik. Neues Verständnis kann in der Mnemotechnik erst durch eine bereits von Verständnis geprägte Codierung der Inhalte erfolgen...

Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir jegliches Grundverständnis fehlt, dann muss dieses erst noch geschaffen werden.......Mathematik ist aber keine Einkaufsliste.....
Wow, also erstmal allen beteiligten die hier mitdiskutieren ein dickes Lob und Dank, wirklich erstklassige Beiträge.

Also ich persönlich stimme mit Pat komplett überein. In letzter Zeit hab ich einige Leute "beobachtet" wie sie das lernen angehen. Ich hab mit ihnen gelernt sie gefragt wie sie es am effizientesten angehen. Was sie machen und vor allem wie sie es machen(Das Warum fällt bei mir in Motivation rein und die ist meistens ned so hoch bei ihnen^^). Immer wieder stieß ich auf das schnelle Verständnis dieser Leute von recht komplexen Dingen. Es ging ihnen sehr sehr ums Verstehen.

Jedoch wie kann ich selbst dieses "skill" bekommen. Dinge einfach sehr schnell zu verstehen und diese dann bis in seine Einzelheiten weiter zu verstehen? Wie würdet ihr vorgehen?

lg und freu mich auf jeden Vorschlag
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AndreasF
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Nunja

Beitrag von AndreasF »

@DocTiger hoffe, du glaubst jetzt nicht, daß ich dich lediglich auf den Link: Linguistik -> Gehirn- bzw. Gedächtnistraining hinweisen wollte. Das wäre etwas trivial und ich hätte dann auch auf Philosophie (Erkenntnistheorie) und Neurolinguistik (NLP) hinweisen können.

Mir gings darum
  • das hamburger Verständlichkeitsmodell vorzustellen
    auf E-Prime im speziellen bzw. Wörtschatzänderung (als Werkzeug) im Allgemeinen hinzuweisen
    auf das "Konkretisieren" als eine potentielle Technik fürs Verstehen hinzuweisen
Bei der Technik des "Konkretisierens" wäre ich nicht überrascht, wenn es da schon ausgefeiltere Überlegungen gäbe. Ist da jemandem etwas bekannt?
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AndreasF
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@pisco

Beitrag von AndreasF »

@pisco Ich bin davon überzeugt, daß man mit einer gewissen Technik oder "Denkgewohnheiten" durchaus einiges bewirken kann.

Allerdings gibt es auch biologische Unterschiede ...

Heißt: Man wird auch mit der ausgefeilsten Technik, dem bestem Weihrauch und dem tollsten Lecithin aus einem Forrest Gump keinen Albert Einstein machen.
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DocTiger
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Beitrag von DocTiger »

Einstein legt viel Wert auf Visualisierung. Und mir geht es so, dass man immer wieder neue Arten entwickeln kann, einen Sachverhalt zu visualisieren. Man kann sich das so vorstellen, als wäre man ein Regisseur der einen Film dazu plant.

Daher denke ich, dass die "Naturtalente" von vornherein stark und effektiv visualisieren.
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AndreasF
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....

Beitrag von AndreasF »

etwas lateraler gedacht ...

wenn Visualisierung die entscheidende Technik fürs Merken und Verstehen darstellt, dann müsste man Filmemacher, 3D-Animateure und sonstige bild- und gestaltgebenden "Künstler" hinsichtlich ihrer Techniken interviewen können, wie sie abstrakte oder komplexe Zusammenhänge verbildlichen.

Vielleicht gibt es ja sogar schon eine Grammatik fürs Erstellen von Symbolen oder - z.B. im Bereich "Film" - einen Leitfaden mit Regie-Techniken, die man inventarisieren könnte.

Nurmal so vor mich hingesponnen: Wenn ich mir etwas vorstellen muss, bei dem das Thema "Zeit" im Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt, und ich diese Zeit irgendwie "visualisieren" muss/möchte, kann ich das tun, indem ich den Diskussionsgegenstand in meiner Vorstelllung verkleinere.

Ich substituiere sozusagen die Vorstellung von Zeit durch ein visuelles Stilmittel.
pisco
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Beitrag von pisco »

also ich denke vll das nicht nur visualisieren der "Weg zum Gral" ist ;D

Es kommt doch meistens eher auf den Gesamteindruck an den man von dem zu lernenden Stoff hat. Das Gefühl das dahinter steht. Der Eindruck der in einem hervorgerufen wird durch das gelernt. Ich denke das kann bei manchen Bilder sein, bei anderen Ton beim dritten der spürt es vll.

was meint ihr dazu?

lg
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AndreasF
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...

Beitrag von AndreasF »

@pisco

denke schon dass ich dir in Teilen zustimmen könnte ... dass eine vollständige quasi synästhetische Repräsentation des Wissens im Kopf des Lernenden ... ein anstrebares Ideal darstellen könnte.

So langsam komme ich aber ins Schwimmen, weil ich mich jetzt z.B. frage, wovon genau wir eigentlich reden.

Mein alter Philosophielehrer empfahl in solchen Situationen immer, konkret zu werden bzw. ein Beispiel zu nehmen.

Vielleicht hast du gerade einen kleinen Textausschnitt (als Lernbeispiel) zur Hand, den wir als Reibefläche oder Bezugspunkt für die Überlegungen verwenden können.
langschlaefer
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Beitrag von langschlaefer »

Was man absolut nicht vergessen darf ist das in allen Bereichen in denen Leistung gezeigt werden muss, die allererste Aussage nahezu immer gelogen ist. Wenn man dann nachbohrt ist die zweite in der Regel zu 98% gelogen (Schätzwerte natürlich :D).

Menschen lügen einen einfach gern an wenns um Leistung, Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft geht und wenn die einzige Leistung die man im Berufsalltag zeigen kann darin besteht das man schnell lernt (Schule/Uni), dann wird da halt gelogen was das Zeug hält und die Fantasie hergibt. Egal obs darum geht die eigene Lernfähigkeit hoch zu jazzen in dem man behauptet wenig bis gar nicht gelernt zu haben. Oder ob behauptet wird extrem viel gelern zu haben um den Mitmenschen kurzzeitig Respekt abzutrotzden. Motivationen sind da mannigfaltig, die Wahrheit eher nebensächlich.

Zu allen Aussagen die in solchen Zusammenhängen getroffen werden und die nicht aus anerkannten und geprüften Studien stammen kann man nett nicken, "jaja" sagen und dann weiter machen.

Natürlich gibts tatsächlich Fächer, die man mit Allgemeinbildung ad hoc schreiben kann. Ich hab z.B. an der Wuppertaler Uni mal in Reineke Fuchs Forschung und Fabelkunde (den genauen Titel weiss ich nicht mehr, war irgend etwas mit Mediävistik) eine Klausur mitgeschrieben nur um zu schauen ob ichs kann. War auch aus dem Stand eine 1,7.
pisco
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Re: ...

Beitrag von pisco »

AndreasF hat geschrieben:@pisco

denke schon dass ich dir in Teilen zustimmen könnte ... dass eine vollständige quasi synästhetische Repräsentation des Wissens im Kopf des Lernenden ... ein anstrebares Ideal darstellen könnte.

So langsam komme ich aber ins Schwimmen, weil ich mich jetzt z.B. frage, wovon genau wir eigentlich reden.

Mein alter Philosophielehrer empfahl in solchen Situationen immer, konkret zu werden bzw. ein Beispiel zu nehmen.

Vielleicht hast du gerade einen kleinen Textausschnitt (als Lernbeispiel) zur Hand, den wir als Reibefläche oder Bezugspunkt für die Überlegungen verwenden können.
Du hast Recht. Konkret sollten wir werden. NUR irgendwie tu ich mir da schwer. Schließlich kenne ich den Lernvorgang nicht im Detail von manchen Personen die besonders gut lernen. JEDOCH denke ich das sicherlich diese Faktoren ausschlaggebend sind:
  • Sicherheit
    Das Verstehen(und wenns auf einer höheren Ebene ist)
Also unter Sicherheit verstehe ich ,dass Menschen sich unter Streßsituationen auf ihre Fähigkeiten verlassen können. Seien es Memotechniker auf ihre Technik ,oder normal Sterbliche auf ihr gesamtes üben. Wenn man keine Sicherheit über den Stoff hat ,dann kann man noch so viel gelernt haben, man wird sicherlich keine 1 schreiben.

Das Verstehen ist für mich die Basis der Sicherheit. Wenn ich weiß was ich tue ,dann kann noch bspweise noch so eine schwierige Matheangabe kommen.(Ich denke auch ihr kennt das Phänomen der Leute die vor Mathe Prüfungen sei es auf der Uni oder Schule, alle Angaben und Lösungswege auswendig können^^) Es geht irgendwie drum ,so denke ich, die Hintergründe zu verstehen. Naja wie man die Hintergründe mit einem Rezept verstehen könnte, DAS wäre dann vergleichbar mit dem heiligen Gral ;D. Naja vll hat jemand anderer ja noch gewinnbringenden Input...

lg

@langschläfer
ja die Leute gibt es auch und ich kenne sie zur genüge. Wenn es dann einmal heißt: Lass uns am Abend ins Kino gehn und dann was drinken. Kommt zumeist: Nein, weil *irgendeine shit Ausrede*^^
Aber die andere Seite von Menschen kennst du sicherlich auch die dann mitgehen und am nächsten Tag trotzdem einen 1ser schreiben.
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Beitrag von Lord »

Ich stimme dir zu. Ich denke auch, dass Basiswissen und Verständnis dafür eine wichtige Grundlage sind, ohne die man gar nicht weiterkommt. Zum Beispiel habe ich den Citronensäurezyklus mir nur durch chemisches Hintergrundwissen gut merken können. Ansonsten hätte ich den nicht gerafft. Ist jetzt vielleicht kein super gutes Beispiel.
Aber habe ich erst einmal etwas verstanden, kann ich alles andere, was danach kommt, besser nachvollziehen und mir auch merken.

Ich habe aber auch jemanden in meiner Klasse, der hat ein fotografisches Gedächtnis. Der schaut sich Folien an und kann dir Tage später noch sagen, was wo stand.
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...

Beitrag von AndreasF »

Klar. Wissen baut auf Wissen auf. Wer also nicht über das zu Grunde liegende Vorwissen verfügt, hat keine Chance das daraus folgende Wissen direkt zu verstehen.

Kurz: Wer mit den Grundrechenarten Probleme hat, braucht mit höherer Mathematik gar nicht erst anfangen.
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Beitrag von Frederica »

DocTiger hat geschrieben:Einstein legt viel Wert auf Visualisierung. Und mir geht es so, dass man immer wieder neue Arten entwickeln kann, einen Sachverhalt zu visualisieren. Man kann sich das so vorstellen, als wäre man ein Regisseur der einen Film dazu plant.

Daher denke ich, dass die "Naturtalente" von vornherein stark und effektiv visualisieren.
Allgemeiner könnte man von Analogien sprechen, die man für Lernstoff erfinden sollte, um sich selbst und anderen diesen Stoff bewusst(er) zu machen.
Also nicht nur Visualisieren, sondern auch sprachliche Bilder finden, Vergleiche aus anderen Themengebieten, Metaphern etc.
Aus denen kann man dann evtl. für die Mnemotechniken auch wieder neue Bilder generieren.

LG
Frederica
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Beitrag von Androsch »

Sehr schöne Beiträge.
Auffällig wie oft der Unterschied zwischen Wissen (vor allem die Ansammlung) und Verständnis zu Tage kommt.

Ich halte die Assoziation für das Hauptprinzip der Mnemotechniken.

1.) neurobiologisch ist lernen nichts anderes als Neuronen miteinander zu verbinden. Wir speichern also keine Bilder, haben "nur" besonders gut verknüpften "bildhaften Bereich"
Daraus folgt, dass auch die Visualisierung eine Art der Assoziation ist.

2) aus der Kognitionspsychologie kennen wir den Begriff der Redundanz.
Je mehr Fakten ich zu einem Lerninhalte kenne, umso besser kann ich
diesen merken.
Hier könnte man noch viele weitere Gründe aufführen, die uns zum Schluß führen, dass die Kenntnis vieler Fakten zum Verständnis führen.( z.B. Die erhöhte Aufmerksamkeit durch Mnemotechnik etc.) Zumindest sind die Fakten Grundlage fürs Verständnis.


Ich glaube schon, dass es Menschen gibt denen das Lernen zufliegt.
Auch diese brauchen Faktenwissen.
Vielleicht unbewusste Kompetenz?
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DocTiger
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Re: warum merken sich manche auch ohne Techniken SO viel?

Beitrag von DocTiger »

Was beim Verständnis hilft, ist, die Vorstellungskraft zu aktivieren und den Stoff von verschiedenen mentalen Perspektiven zu betrachten. Zum Beispiel kann man sich eine Krankheit vorstellen aus der Sicht des Arztes: Man überlegt sich, wie ein Patient sich präsentiert, welche Laborwerte, Hintergrundgeschichte. Dann aus der Sicht des Patienten. Zusätzlich gibt es Chirurgisch/Pathologische/Anatomische Perspektiven. Und besonders hilfreich ist eine Perspektive wie aus "Es war einmal das Leben" oder 3D Visualisierungen wie aus Welt der Wunder oder Dr House.

Auf den ersten Blick mag es nicht einleuchten, warum dieser Mehraufwand etwas bringt, aber je mehr verschiedene Verarbeitungsgedanken erarbeitet werden, desto eher bleibt die ursprüngliche Information hängen und desto eher erkenne ich vielleicht Zusammenhänge die der Text nicht ausspricht. Man kann sich auch in die Perspektive des Dozenten hineinversetzen. Die wollen immer bestimmte "Dinge" vermitteln, oft ohne dass sie einen Daumen drauf legen können was genau, aber wenn man ihnen zuhört oder im Skript zwischen den Zeilen liest, bekommt man vielleicht einen Eindruck davon.

Oft merkt man beim Auswendiglernen einen Verständniseffekt. Wenn am Ende alles im Kopf ist, dann ist die Perspektive eine ganz andere als vorher, ohne dass man genau weiß, woher dieses Verständnis wirklich kommt. Vielleicht kann man das unterbewusste Verarbeitung nennen. Also ein Vorgang, den man nicht wahrnehmen oder beobachten kann. Ich habe den Eindruck (ohne das jetzt zu stark verallgemeinern zu wollen), dass dieser Effekt stärker wird je mehr und besser ich auswendig lerne. Unser Gehirn sucht immer nach Sinn im Stoff. Je mehr Sinn wir finden, desto einfacher können wir uns den Stoff merken. Oft oder sogar meistens ist der Sinn den wir finden nicht mal real. Einfachstes Beispiel ist, Zahlen als Majorbilder in eine Geschichte zu verknüpfen. Die Majorbilder haben ein System, aber die Geschichte ist ein "Sinnzusammenhang" der nicht real und doch hilfreich ist. Auch würden wir diesen Zusammenhang nie für real halten, ein gesunder Geist ist prima in der Lage verschiedene Ebenen von Realität und Fiktion auseinanderzuhalten.

Ich will damit nicht behaupten, dieser Effekt wäre esoterisch oder übersinnlich, so wie zum Beispiel Photoreading, Lernen im Schlaf, Superlearning oder ähnliches.
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