Lern-/Gedächtnistechniken und Praxis??

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Lighthammer20
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 29
Registriert: So 20. Jan 2008, 16:14

Lern-/Gedächtnistechniken und Praxis??

Beitrag von Lighthammer20 »

Hallo an Alle,

ich habe schon etwas auf dieser Seite rumschnüffelt, aber leider noch nicht das passende gefunden. Deswegen versuche ich es jetzt so, ich hoffe ihr könnt mir helfen.

Ich habe nun auch schon ein paar Sachen zu Lerntechniken etc. gelesen z.B. Lern- und Gedächtnistechniken gegen mentales Rosten, "garantiert erfolgreich Lernen" (Grüning), "in 10 Tagen zum vollkommenen Gedächtnis", "Die Orwell-Methode Mnemotechniken", Stroh im Kopf (Birkenbiehl), Denken, Lernen, Vergessen (Vester glaube :-) ). Dann hab ich noch da liegen "Warum fällt das Schaf vom Baum" oder so --> hab ich aber bisher nicht gelesen. Auch die anderen Bücher habe ich zum Teil angefangen und später durch Demotivation wieder weggelegt --> ich mach im Moment mein Fachabitur und möchte überhaupt ein guter und fleißiger Lerner sein mit VIEL Erfolg.

Nun ja der Fleiß ist da und ich pauke für eine Arbeit --> gute Note, aber in 3Wochen brauch mich keiner mehr nach dem Stoff fragen und damit möchte ich Schluss machen. Mir fällt es nur so verdammt schwer diese Gedächtnistechniken in die Praxis umzusetzen. Mir bringt es nichts wenn ich eine 50stellige Zahl auswendig kann, ich muss viel Lerninhalt verstehen, anwenden und auch langfristig behalten können. Viele aus meiner alten Schule (Gymnasium) hatten studierte Eltern, ich hatte und habe immer noch das Gefühl, dass diese Leute besser bestückt(Gehirn) sind als ich(keine studierten Eltern). Die haben sich selbst im neuen Schuljahr noch relativ genau an Lerninhalte erinnert, die bei mir längst weg waren. Daher dann der Wechsel auf die Realschule. Haben diese Leute aus dem Gymnasium ein Geheimrezept, bessere Lerntechniken, bessere Voraussetzungen?

Ich kenne Mind Map´s, ich kenne den Wiederholungsrhythmus, aber ich kann doch nicht ständig alles wiederholen, oder? Leute mit einer guten Allgemeinbildung wiederholen doch auch nicht ständig (wann war der 1.Weltkrieg, wenn wurde die Mauer gebaut, wer war Sokrates . . .) und haben trotzdem das Wissen drauf. Mein Hauptproblem ist also Wissen langfristig zu speichern. Ich weiß man sollte sich eine Merkwürdige Geschichte ausdenken, aber die Geschichten sind teilweise länger als der Merkstoff und sind auch irgenwann Vergessen, oder was meint ihr??

Ich würde halt auch gerne ein TExt lesen und viel behalten, ich hätte auch gerne ein breites Allgemeinwissen und ich möchte gelerntes lange im Kopf speichern. Könnt ihr mir helfen ?? Ich habe mir Mega Memory von Gregor Straub bestellt, kann ich damit was erreichen?? Ach und noch was, Mathe, Chemie, Physik liegt mit mehr als Sprachen --> siehe vielleicht dieser Text (Ausdruck, Rechtschreibung ...) Deutsch kann man schlecht lernen, habt ihr da vielleicht noch ein Tipp?

Ich hoffe das ihr mir helfen könnt!! Schönes Wochenende an alle. :D
cj
Stammgast
Beiträge: 74
Registriert: So 18. Feb 2007, 14:59

Beitrag von cj »

Hallo Lichthammer,

Du beschäftigst Dich aus ähnlichen Gründen wie ich mit den Mnemotechniken, was ich schon einmal interessant finde.

Warum können sich Akademiker-Kinder mehr merken?

Die Frage ist so simpel zu beantworten und leider auch so fatal für die Leute, die es nicht geschafft haben solche Eltern zu bekommen. Das Stichwort sind einfach die "Reize", die einem Kind gegeben werden. Man stelle sich vor man lebt in einem Akademikerhaushalt und sitzt beim Abendbrot. Dort wird hin und wieder über sehr komplexe Sachverhalte diskutiert und als Kind bekommt man dies mit und verarbeitet dies. Auch Wissenselemente werden viel häufiger in die Diskussion gebracht und somit lernt das Kind auch dies viel eher.

Nun kann man sich "Wissen" als eine Art Netz vorstellen. Eine Vergrößerung des Netzes ist möglich, wenn man an irgendwelchen Punkten anknüpfen kann. Dieses Basisnetz ist bei Akademiker-Kindern in der Regel sehr viel größer als bei Kindern, die nicht dieses Glück hatten. Wird in der Schule nun etwas über Sokrates erzählt, hat ein Akademikerkind diesen Namen vielleicht schon einmal gehört, erinnert sich vielleicht (unbewußt) daran wann dies war und so weiter. Mit anderen Wortes: es kann anknüpfen und somit fällt es ihm leichter sich alles zu merken. Für jemanden aus weniger gebildetem Hause ist der Stoff aber vollkommen neu und durch Pauken wird versucht den Stoff zwanghaft zu behalten. Aber der Stoff wird halt nicht besonders gut angeknüpft. Für dich gehört Sokrates nicht zur Lebensrealität wie z.B. für Akademiker-Kinder. Daher wird das einmal gelernte, da es nicht "erfahren" wurde, wieder vergessen.

Die Mnemotechniken bieten eine Möglichkeit, dass es durch phantasievolles Anknüpfen aber im Gedächtnis bleibt. Aber es bleibt natürlich Arbeit.

Die Texte von Birkenbihl habe ich alle verschlungen, als ich Zivi war. Sie waren mit Sicherheit ganz nett um einige kleinere "interne Prozesse" aufzudecken, doch im großen und ganzen hat sie doch ziemlich viel Wind um triviales Zeug gemacht. Das Buch von Christiane Stenger ist meines Erachtens nach das beste aus Deiner Liste. Das CD-Set (nicht das Buch!) von Gregor Staub ist gut geeignet um "an die Hand" genommen zu werden, damit man sieht, wie es eigentlich funktionieren soll. Besonders interessant wird für Dich das Standbild der Komponisten sein. Daran erkennst Du die Analogie zum Netz wie folgt:

Er bittet Dich Dir einen Heuwagen vorzustellen, das von einem Pferd gezogen wird, auf dem Mozart sitzt mit einem richtig hässlichen grünen Pullover. In der einen Hand hat er einen Blumenstrauß und in der anderen einen Bierhumpen, der übrigens so schwer ist, dass man seinen Bizeps sehen kann. Neben Mozart sitzt ein Bernhardiner. Nun wird aufgelöst, dass es dabei um Komponisten handelt, nämlich Wagner, Rossini (vgl. Roß), Mozart, Verdi, Humperdinck, Strauß, Bizet und ("ein Hund namens") Beethoven. Und, bevor ich es vergesse, auf dem grünen Pullover ist ein Schützenabzeichen, also Schütz auch noch. Übrigens war der Pullover gewebt, also auch noch Weber. Die letzten beiden sind mir in der Tat wieder eingefallen, als ich dies hier schrieb.

Nun kannst Du "netzartig" anknüpfen. Betrachte Dir den Blumenstrauß und Dir fällt vielleicht auf, dass das Rosen sind, die aber in Wahrheit aus Salami geschnitzt wurden und rot blinken. Somit hast Du angeknüpft, dass der gute Strauß den Rosenkavalier, Salome und Elektra geschrieben hat. Der Rest folgt nach dieser assoziativen Methode. Und, obwohl ich die obige Geschichte nur zwei oder drei mal gehört habe, war ich in der Lage sie hier als Beispiel zu nehmen. Dies ist nämlich der große Vorteil der Geschichten, man kann sich besser an sie erinnern.

Noch besser: wenn Du nun im Radio hörst, dass Historiker entdeckt haben, dass Richard Strauß ein homosexueller Pädophiler war (man möge mir diese Phantasie verzeihen), kannst Du damit etwas anfangen. Strauß gehört zu Deiner Lebensrealität. Hättest Du vorher nie etwas von ihm gehört, würde diese Information einfach an Dir vorbei gehen, da Du sie nicht einordnen kannst. Und dieses Stichwort, nämlich Einordnung, ist auch eines der mächtigsten Mechanismen, die die Mnemotechnik bietet. Sie gibt Dir eine Möglichkeit Dinge einzuordnen und somit zu behalten.

Der Lernstoff: stelle Dir beim Lernen der verschiedenen Inhalte immer eine Situation vor, in der Du sie später benötigst. Wann brauchst Du den Stoff später im Leben? Stelle Dir vor Dich fragt ein Reporter "Wissen Sie, wer die Oper "Der Rosenkavalier" geschrieben hat" und wie Du dann antwortest "Natürlich, dass war Strauß" (oder wie Mathematiker sagen würden: "Die Lösung ist trivial"). Oder wie Du beim Bewerbungsgespräch gefragt wirst: " Herr Lichthammer, sie haben im Fachabi ja das Thema "Multivariate Verfahren in höherdimensionaligen Räumen" gehabt. Was haben sie da denn durchgenommen?" Oder stelle Dir einfach vor, wie Du irgendwann mal mit Freunden über diesen bestimmten Sachverhalt redest und nur Du darüber bescheid weist und es ihnen erklärst. Mit anderen Worten: mache den Stoff zum Teil Deiner Lebensrealität.

Im Übrigen: verbanne den Fernseher aus Deinem Leben. Das hat bei mir in der Schulzeit einen gigantischen Leistungssprung verursacht.

Beste Grüße
cj
Lighthammer20
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 29
Registriert: So 20. Jan 2008, 16:14

Beitrag von Lighthammer20 »

Mh, also abschreiben muss ich mich erstmal nicht, auch wenn ich kein "Akademiker-Kind" bin, kann man diesen "Nachteil" irgendwie beeinflussen?? Oder ist in diesem Fall um so mehr die Mnemotechnik gefragt? Für einzelne Fakten mag das ja funktionieren, aber wenn ich zum Beispiel den Beschaffungsprozess für A-B-C Güter lernen muss, dann lerne ich den Stoff auswendig (hab ihn auch verstanden) aber zur Prüfung müsste ich alles wieder auf´s neue lernen, mir würde aber auch keine sinnvolle Mnemotechnik zu solchen Themenkomplexen einfallen?!?!? Um nochmal auf Gregor Staub zurück zu kommen, ich hab mir das CD-Set bestellt, wusste nicht, dass hier so tolle Verlinkungen immer automatisch erscheinen!
Das sog. Gehirn-Jogging, hat das eigentlich Einfluss auf mein Lernprozess?? Was haltet ihr von Lecitin, Joggen etc. --> sind das alles wirklich Faktoren, die die Gehirnleistung beeinflussen oder spielt hier auch einwenig Geld und Show eine Rolle. Ich meine es kann immer viel erzählt werden, wir Menschen (die meisten) schlucken es runter, aber ob es wirklich so ist prüft keiner (weil es meist auch gar nicht geht). Ich nehm z.B. Lecitin, aber ob ich ohne schlechte wäre weiß ich nicht, ich denke das ist auch bisschen eine Kopfsache oder?? Würde mich noch um ein paar Antworten freuen!!
Pat
Superbrain
Beiträge: 780
Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Grüß Dich,

es freut uns, Dich hier als neuen Forumsteilnehmern zu haben.

Ich werde auf die von Dir angesprochenen Punkte eingehen:

1. Die Schwäche nahezu aller "Gedächtnistrainingsbücher" liegt meiner Meinung nach darin, daß keiner der Autoren die Techniken auf umfangreichen Lernstoff angewendet hat (Das setze ich jetzt voraus, weil es mir sehr unwahrscheinlich erscheint. Die Bücher wären dann wohl etwas weniger trivial.).

2. Du schilderst, daß die Geschichten irgendwann eine gewisse Länge annehmen und daß diese ja ebenso wie der Lernstoff selbst vergessen werden können.

Daß Geschichten vergessen werden können, triift natürlich zu.
Jedoch vergisst man schlechte Geschichten leichter als gute.

"Gute" Geschichten sind weder bizarr noch besonders ausgefallen, sie sind lebensnah und bekannt. Die einzelnen Bilder haben eine gewisse Verwandtschaft, sie haben etwas gemeinsam. So kann ein Bild ergänzend zum nächsten führen.

Schlechte Geschichten reihen einfach Bilder sinnlos aneinander. Dies sind dann keine Geschichten, sondern eher zufallsgeneratorartige Folgen von Bildern, die ohne Ordnung interagieren.

3. Je komplexer der Stoff ist, desto anspruchsvoller ist er auch mnemotechnisch. Stell Dir ein im Aufbau einfaches Lerngebiet (Biologie) vor. Hier ist es zum Teil alleine nötig, einzelne Wissenselemente auswendig zu können. Man muß nicht viel verstanden haben.

Die Struktur des Stoffes kann man sich als eine lange Reihe einzelner, räumlich linear angeordneter Elemente denken.

Das Lernen solchen Stoffes erfolgt wie das Merken in der Disziplin "Zufallswörter": Du setzt die einzelnen Elemente einfach auf einen Weg, es kommt auf keine Zusammenhänge oder interne Beziehungen zwischen den Bildern an. Man muß den Weg also gar nicht dem Stoff anpassen.

Ein komplexes Gebiet wie zum Beispiel mein Universitätsfach, die Rechtswissenschaft, ist nicht linear. Es kommt nicht auf die einzelne Information an, sondern auf die Vernetzung vieler Informationen.

Als räumliches Modell für die Struktur des Stoffes wird auch eine Fläche mit einzelnen Punkten, die Verbindungen zueinander haben, nicht mehr ausreichen. Man muß sich hierbei eher eine Kugel vorstellen, in der
sich die einzelnen Verbindungen zwischen den Rechtsgebieten und Einzelinformationen räumlich ausrichten. Die Struktur ähnelt eher der synaptischen Struktur des Gehirns: Eine stark verzeigte, dreidimensionale Vernetzung.

Hieraus wird ersichtlich, daß das bloße Setzen erzeugter Bilder auf die Orte eines Weges nicht ausreichen kann, weil der Weg nur eine Ebene, also zweidimensional ist. Viele Informationen, die eine gewisse Nähe zueinander aufweisen, können nicht mehr nahe beieinander angeordnet werden, weil der Platz hierfür nicht ausreicht. Man kann die dreidimensionale Vernetzung innerhalb einer Kugel eben nicht auf eine Ebene abbilden.

Dies ist das Grundproblem bei der Anwendung der Mnemotechnik auf komplexeren Lernstoff.

Ein möglicher Lösungsansatz, den ich Dir für die stofflich komplexeren Fächer wie zum Beispiel Geschichte empfehle, ist der, daß Du Deine Lernzeit ungefähr 70 zu 30 auf "übliches" Lernen und Mnemotechnik aufteilst.
Das "übliche" Lernen hat eben den Vorteil, daß auch noch so komplexer Lernstoff durch die Synapsenverknüpfungen in Deinen Gehirn ebenso räumlich nachgebildet wird. Die große Schwäche des herkömmlichen Lernens ist aber eben, daß wir keinen vollen Zugriff auf alle so gespeicherte Information haben, sondern uns an Assoziationen entlanghangeln müssen.

Finden wir den Assoziationsweg zu einem an sich ideal vernetzten Teilgebiet nicht, dann bleibt es uns verschlossen.

Du gehst also so vor:

Du lernst zuerst den Stoff wie üblich, intensiv und verstehend. So bildest Du ihn automatisch in Deinem Gehirn in der nötigen Komplexität ab.

Dann suchst Du hier eine geeignete Menge von "Auslösern", also von Bildern, die für einen bestimmten Themenkreis, Unterthemenkreis etc... stehen, und ordnest diese, gemäß ihrer Rangfolge, auf Deinem Weg an.

Beim Erinnern siehst Du die Bilder Deiner "Auslöserwörter" und erinnerst Dich wieder an das auf herkömmliche Weise Gelernte.

Je nach Komplexität des Stoffes wird es nötig sein, das Zeitverhältnis der beiden Lernarten zu verändern.

Wichtig ist, daß Du zu zuerst auf herkömmliche Weise lernst, weil Du zum Einen dann besser weißt, was geeignete Auslöser sind, und zum Anderen sonst die Auslöser auf nichts verweisen, das sie auslösen könnten.

Hoffentlich konnte ich Dir hiermit ein wenig helfen.

Viel Erfolg,

Simon
cj
Stammgast
Beiträge: 74
Registriert: So 18. Feb 2007, 14:59

Beitrag von cj »

Lighthammer20 hat geschrieben:Mh, also abschreiben muss ich mich erstmal nicht, auch wenn ich kein "Akademiker-Kind" bin, kann man diesen "Nachteil" irgendwie beeinflussen??
In der soziologischen Literatur wird erwähnt, dass nicht die Bildung selbst die maßgeblichen Unterschiede absteckt, sondern eher der allgemeine Gestus und Habitus. Sehr gut und immer wieder zitiert wird dabei die rigorose Untersuchung von Michael Hartmann, "Der Mythos von den Leistungseliten". Dies ist viel eher der Bereich, in dem man hart zu kämpfen hat. Beispiel: zwei Jugendliche werden zu einem Thema befragt und haben keine Ahnung. Beide reagieren aber unterschiedlich! Der Jugendliche aus der "akademischen Schicht" wird erstmal um den heißen Brei rum reden und damit vielleicht noch durch sein selbstbewußtes Auftreten sein Ansehen retten, während der andere einfach in eine rein defensive Stellung verfällt und sagt: "weiß ich nicht, keine Ahnung.". Wer wird wohl die bessere Note bekommen? Wer wird wohl später im Berufsleben besser vorankommen?
Oder ist in diesem Fall um so mehr die Mnemotechnik gefragt? Für einzelne Fakten mag das ja funktionieren, aber wenn ich zum Beispiel den Beschaffungsprozess für A-B-C Güter lernen muss, dann lerne ich den Stoff auswendig (hab ihn auch verstanden) aber zur Prüfung müsste ich alles wieder auf´s neue lernen, mir würde aber auch keine sinnvolle Mnemotechnik zu solchen Themenkomplexen einfallen?!?!?
Der Beschaffungsprozess für ABC-Güter ist nichts anderes als trivial, den muss man nicht extra mnemotechnisch lernen, sondern sich an einem Beispiel vor Augen führen. Nehme dafür einfach dein eigenes Leben. Nimm Bleistifte! Du rennst doch auch nicht stundenlang durch die Gegend und vergleichst die Preise für Bleistifte. Stelle dir meinetwegen eine Uhr vor, die nebenbei immer läuft und eine sich darunter befindliche Kasse, die das verlorene Geld mitzählt. Beim PC, mit dem du grade ins Netz gehst, ist es doch etwas ganz anderes. Da sucht man stundenlang und hält dies für notwendig... . Notfalls notierst du dir eine Liste von Stichpunkten und memorierst diese auf irgendeiner Liste. Aber, um ehrlich zu sein, halte ich dies beim dem von dir gewählten Beispiel für unnötig. Aber besser ist wieder, wenn du dir den Lernstoff zum Teil deiner Lebensrealität machst. Was kaufst du im Monat alles ein? Nehmen wir als Beispiel Bleistifte, CDs und PCs. Hier wird doch deutlich, dass die Aufteilung in ABC sinnvoll ist und es eigentlich bereits jeder so macht! Mache dir dies bewußt und dir fallen die Inhalte in der Klausur ganz einfach wieder ein. Wenn du weiterhin Angst hast, dass dem nicht so ist, kannst du ja mal posten, was ihr zum Thema gemacht habt.
Um nochmal auf Gregor Staub zurück zu kommen, ich hab mir das CD-Set bestellt, wusste nicht, dass hier so tolle Verlinkungen immer automatisch erscheinen!
Das Beispiel ist nur ein sehr gutes. Der Rest, den Herr Staub erzählt, ähnelt stark dem, was alle anderen auch schreiben. Der Unterschied liegt darin, dass Herr Staub dir alles von der CD erzählt und somit wird ganz sicher, dass man überhaupt versteht, was gemeint ist. Als ich irgendwann mal bei Birkenbihl gelesen habe, man möchte sich die Zahlen in Bilder verwandeln, habe ich mir Gedacht: "Was für ein Quatsch". Als ich bei einem Seminar von Herrn Staub war und er mir vor Augen geführt hat, wie es funktioniert und dies später bei seiner CD-Sammlung auch der Fall war, wußte ich plötzlich erst, was Birkenbihl da eigentlich von mir wollte. Das ist der Vorteil der CD-Sammlung.
Das sog. Gehirn-Jogging, hat das eigentlich Einfluss auf mein Lernprozess?? Was haltet ihr von Lecitin, Joggen etc. --> sind das alles wirklich Faktoren, die die Gehirnleistung beeinflussen oder spielt hier auch einwenig Geld und Show eine Rolle.
Es gab in der Tat mal eine wissenschaftliche Studie, bei der sich Probanden während einer sportlichen Aktivität Inhalte einprägen sollten und dies besser konnten als andere. Das sind aber alles ceteris paribus-Aussagen und als solche würde ich sie nicht überbewerten. Du wirst die innere Logik des ABC-Systems nicht "schneller" verstehen, wenn du plötzlich joggst. Wohl aber, wenn du vielleicht dafür einkaufen gehst! Die Laufschuhe wollen gut ausgesucht sein, sind also C-Güter (wenn die Reihenfolge ABC eine aufsteigende Wichtigkeit impliziert). Dahingegen ist das Deo, welches du verwendest, ein B-Gut. Man nimmt ja meistens das gleiche und prüft nur in regelmäßigen Abständen mal, ob ein anderes nicht auch gut wäre. Das A-Gut wären beispielsweise die Schnürsenkel, falls diese kaputt wären. Man sucht einfach nicht stundenlang nach Schnürsenkel. Man kauft sie einfach.

Aber ja, in der Tat ist es meines Wissens nach wissenschaftlicher Konsens, dass Sport, ausgewogene Ernährung und eine gesunde Lebensführung im Allgmeinen zu höheren mentalen Leistungen beflügelt.

Nun gut, falls du irgendwelchen Lernstoff hast, von dem du nicht weist, wie er mnemotechnisch memoriert werden könnte, wäre es interessant ihn hier zu posten! Vielleicht steckt in unserer gesammelten Kreativität ja etwas voranbringendes drin.

Für mich kam die Mnemotechnik immer nur dann in Frage, wenn es sich wirklich um "Faktenwissen" handelte. Themen zum Verstehen habe ich immer schnell internalisiert, unter anderem, da ich mir bewußt gemacht habe was dieses Wissen mit meinem eigenen Leben zu tun hat. Mit anderen Worten: ich habe das Wissen zum Teil meiner Lebensrealität gemacht. Wenn ich beispielsweise heute an einer Eisdiele stehe und mein Eis bestelle, denke ich: "Wow, ein FIFO-Algorithmus. Die Eisverkäuferin packt das Eis in Reihenfolge des ersten Bestelleinganges (first in first out) in die Waffel. Wie ineffizient dies doch ist, könnte sie doch mit anderen Verfahren wesentliche Bewegungsenergie einsparen". Diese Analogien kommen einen in den Sinn, wenn man logische Themengebiete zur eigenen Lebensrealität macht. Das ist zumindest meine Erfahrung. Mnemotechnik wird dir nicht helfen Sachverhalte besser zu verstehen, sondern sie dir einfach zu merken.

Beste Grüße
cj
Zuletzt geändert von cj am Sa 26. Jan 2008, 11:31, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Ich glaube Intelligenz und Gedächtnis ist mehr erblich als genetisch.

Wir assimilieren nicht nur das Verhalten unserer Eltern, sondern auch ihre Denkweisen und Einstellungen. Ich habe meine Eltern als kleines Kind ständig mit Büchern und Zeitungen gesehen, da schnallt man auch schon lange vor der Einschulung, dass Lesen was Tolles und Wichtiges ist.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
cj
Stammgast
Beiträge: 74
Registriert: So 18. Feb 2007, 14:59

Beitrag von cj »

DocTiger hat geschrieben:Ich glaube Intelligenz und Gedächtnis ist mehr erblich als genetisch.

Wir assimilieren nicht nur das Verhalten unserer Eltern, sondern auch ihre Denkweisen und Einstellungen.
Widerspruch: Vererbung ist per definitionem etwas genetisches. Davon abzugrenzen ist das im Rahmen der Sozialisation erlernte Verhalten (wozu auch Denkmuster gehören). Dies kann aber im Gegensatz zu genetisch festgelegten Verhaltensweisen im späteren Leben bewusst abgeändert werden.

Beste Grüße
cj
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Auch Adelstitel und Angewohnten sind erblich, oder Synonym vererbt. Es wird einfach nur vertikal was weitergegeben, das nennt man dann Vererbung.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Lighthammer20
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 29
Registriert: So 20. Jan 2008, 16:14

Beitrag von Lighthammer20 »

Ich danke euch erstmal für eure Antworten. Den Vorschlag von dir cj werde ich mir merken und versuchen umzusetzen also 70% Lernen und 30% Mnemotechniken.
Mit anderen Worten: ich habe das Wissen zum Teil meiner Lebensrealität gemacht.
Soetwas habe ich noch nie gemacht, aber klingt interessant, weil ich ja in dem Moment das Wissen auf unbewusste Art wiederhole, nur wird man sich zu Beginn zwingen müssen, dies so anzuwenden.

Was haltet ihr von Birkenbihls sog. "TV-Gewohnheit", sprich durch Doku´s sein Wissennetz zu erweitern?? Erweitert sich da tatsächlich was, oder fällt es bei mir nur durch, wenn es völlig unbekannt für mich ist??

Noch eine Frage habe ich zum Gehirn-Jogging. Es gibt ja viele Methoden, was haltet ihr von Sudoku??

Leider habe ich in meinem Umkreis keine vernüftigen Gesprächspartner, irgendwie muss ich mir selber aus diesem Dilemma helfen :( , aber danke für eure HILFE !!
cj
Stammgast
Beiträge: 74
Registriert: So 18. Feb 2007, 14:59

Beitrag von cj »

DocTiger hat geschrieben:Auch Adelstitel und Angewohnten sind erblich, oder Synonym vererbt. Es wird einfach nur vertikal was weitergegeben, das nennt man dann Vererbung.
Adelstitel sind erblich, ebenso wie Eigentum und in früheren Gesellschaftssystemen spricht man zuweilen auch von Vererbung eines Berufes (Beruf des Vaters = Beruf des Kindes). Mit anderen Worten: es wird vollkommen automatisch weitergegeben. Beim Gestus und Habitus, oder wie du es so nennen möchtest, Angewohnheiten, ist dies aber nicht der Fall. Dies wird definitiv durch die Interaktion des Lehrenden und Lernenden weitergegeben. Beispiel: du siehst deine Eltern ständig Bücher lesen. Deine Rolle als Lernender besteht darin deine Eltern dabei wahrzunehmen. Hätten deine Eltern immer nur im "verbotenen Zimmer" gelesen und du sie nie dabei gesehen, hättest du diese Einstellung nicht. Anderes Beispiel: Ein Kind, dessen Eltern immer erzählen, wie wichtig das Lesen ist, es selbst dem Kind aber nie vorleben, lernt, dass man immer sagt, dass Lesen wichtig sei. Es lernt aber nie das Lesen zu einem natürlichen Bestandteil seines Lebens zu machen. (Kritisch wird dies übrigens im Fall von Familien, die von staatlicher Unterstützung leben, hinsichtlich der Einstellung zur Erwerbsarbeit.)

Fazit: Angewohnheiten sind nicht erblich, sondern erlernt (sofern wir genetisch bedingte Handlungsmotive wie den Sexualtrieb und den Selbsterhaltungstrieb weglassen). Die Vererbung ist in der Tat ein "vertikales Weitergeben". Ein Lernprozess ist aber interaktiv, worin der Unterschied zur Vererbung besteht. Ich muss für ein Erbe nichts machen. Beim Lesen-ist-toll-Prozess aber gibt es eine Interaktion. Hin und wieder firmiert dies als "Lernen am Modell", wobei der Begriff des Lernens hier im psychologischen Sinne zu interpretieren ist (während hier im Forum jede Speicherung von Informationseinheiten mit dem Begriff Lernen umschrieben wird, ist im Rahmen der psychologischen Lerntheorie Lernen als auf Erfahrung basierende Verhaltensänderung zu verstehen).

Warum ist diese recht spitzfindige Unterscheidung eigentlich notwendig (bzw. warum insistiere ich so sehr auf diese Unterscheidung, ist doch offensichtlich das gleiche gemeint)?

Der Begriff der Vererbung wurde oftmals missbraucht.. So wurde beispielsweise in den 90er-Jahren mit der sogenannten "Bell-Curve-Debate" vorgeschlagen, dass aufgrund - ich drücke es mal salopp aus - vererbter Dummheit bei Schwarzen sozialstaatliche Maßnahmen einzustellen seien. Denn ihnen sei ja sowieso nicht zu helfen. Ein solches Verständnis ist aber fatal, denn es basiert nicht auf genetischen Bedingungen oder ähnlichem, sondern auf erlerntem Verhalten. Im Gegensatz zu Vererbtem kann erlerntes Verhalten aber dominiert werden durch ein anderes neu erlerntes Verhaltensmuster. Vererbung ist irreversibel, im Rahmen der individuellen Sozialisation Erlerntes aber nicht. Daher ist der Erbbegriff für Angewohnheiten, Denkmuster etc. zu kurz.

Beste Grüße
cj
Zuletzt geändert von cj am Sa 26. Jan 2008, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Tja... also wenn ein Kind aus einem Sozialhilfehaushalt mehr Spaß an Handy und Fernseher hat, als an Büchern und Schule, handelt es sich schon um eine vertikale und horizontale Weitergabe.

Ich halt mich ja schon für nen cerebralen Menschen, nicht zuletzt durch Einflüsse aus meinem Elternhaus. Aber ich denke in der Eisdiele nicht über den FIFO - Algorithmus nach :roll: Wohl eher über meine Domäne. "Hm rohe Eier, auftauen, Kühlkette, Bakterien, Kokzidien, Übergewicht...."
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Lighthammer20
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 29
Registriert: So 20. Jan 2008, 16:14

Beitrag von Lighthammer20 »

Kann mir vielleicht noch einer ein paar Tipps, zur generellen Erweiterung meines Wissennetzes geben, damit ich neues besser verknüpfen kann??
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Kommt drauf an. Ich empfehle dir, das Kino-Prinzip anzuwenden.
Schonmal aufgefallen, dass es im Kino toller ist als auf dem Laptopbildschirm?

Im Kino ist es lauter, das Bild ist größer, mehr Details, mehr Farben, vielleicht sogar 3D, die Filme sind rasant ....

So muss deine Vorstellungskraft sein. Mach zu allem Bilder/Videos im Kopf. Wie bei Galileo oder Welt der Wunder. Selbst bei Dingen, die du glaubst man könne sie schlecht/schwer visualisieren.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Lighthammer20
Regelmäßiger Besucher
Beiträge: 29
Registriert: So 20. Jan 2008, 16:14

Beitrag von Lighthammer20 »

also du meinst wenn ich jetzt irgendwelchen Lernstoff lese, sollte ich mir das versuchen als "Film" vorzustellen??
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Ja genau. Vielleicht weniger "realistisch". Also statt dir was konkretes unter den Begriffen vorzustellen, stellst du dir Mnemotechnikbilder vor. So kann man auch abstrakte Konzepte verarbeiten.

Meiner Meinung nach tun das Menschen mit "natürlich" hoher Intelligenz / gutem Gedächtnis schon seit Anfang an.

Es gibt eine Skala von Vorstellungskraft. An einem Ende ist bloß die Vorstellung des Wortes, auf der anderen die Halluzination des Bildes. Je realer die Vorstellung, desto besser bleibt sie haften.

Kann das jeder? Ja. Kann es jeder, ohne Übung? Bestimmt. Denk an Träume oder Hypnose. Die einzige Frage von Übung ist, ob man einen Bewußtseinszustand erreichen kann, in dem man gleichzeitig "halluzinieren" und "den Faden behalten" kann.

In der Praxis wird man also Visualisierung im wachen Lernzustand üben und mit der Zeit besser werden.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

DocTiger hat geschrieben:Kann das jeder? Ja.
Woher weißt Du das?
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Weil Träumen eine Grundfunktion des Menschen ist. Träume wirken praktisch 100%ig real. Zusätzlich kann es jeder mit entsprechenden Substanzen oder auch mit Hypnose.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Bei den Träumen gibt es Unterschiede. Es gibt Menschen, die träumen ohne starke sinnliche Details. Andere träumen sehr konkret und können sich an viele Einzelheiten von Gegenständen genau erinnern. Das Traum-Ich ist eine Fortsetzung des Wach-Ich und was diese Unfähigkeit oder Fähigkeit zur sinnlichen Vorstellung anbetrifft, so verhält es sich im Wachleben gleich wie im Traumleben.

Ich glaube, dass Du da ein Vorurteil weiter gibst.
Benutzeravatar
DocTiger
Superbrain
Beiträge: 1663
Registriert: Di 11. Sep 2007, 7:12
Kontaktdaten:

Beitrag von DocTiger »

Ob man wirklich im Traum mehr "Details" sieht als bei einer normalen Fantasie kann man nicht beweisen oder widerlegen.

Es *wirkt* trotzdem real. So hat glaub ich fast jeder schonmal einen "feuchten Traum" gehabt oder ist von einem Alptraum aufgewacht, und die meisten Menschen hatten auch schonmal ein Erlebnis wo sie wussten dass sie träumen.
Lerntechnik Praxis: http://bit.ly/8ONmbS
Pat
Superbrain
Beiträge: 780
Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Ich denke nicht, daß jeder Mensch ohne Übung in der Lage ist, nüchtern und wach klare geistige Bilder zu erstellen.
Ohne intensive Übung können das nach meiner Schätzung weniger als vielleicht 5 Prozent der Bevölkerung.
Antworten