Alle Länder der Erde (Major)

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Nein. 疋 = 匹.
Wieger schreibt zu 疋: " The reading pi, in the sense of rolled-up piece is a modern zhuan-zhu." Als Zählwort für Pferde kommt 疋 nur in Frage, da seine Aussprache halt pi ist, es handelt sich hier also um ein noch moderneres zhuan-zhu. Rüdenberg Stange, Chinesisch-Deuitsches Wörterbuch schreibt: " 疋 gebr. f. 匹".
Es gibt nicht gerade viele chines. Zeichen zum Radikal Nr. 103. Wieger (Les. 112 C) versucht zu zeigen, dass sie zu der Bedeutung "s. umdrehen" passen. Jedenfalls hängen sie an der ursprünglichen Bedeutung und keineswegs an so etwas wie "Stoffrolle" oder "Pferde".
Mit "Abschied" habe ich eine Eselsbrücke für die älteste greifbare Bedeutung.
足 - > 疋 + Pferd -> = "Pferdefuß".
Laut Wieger (Lesson no. 112) ist die Ableitung anders, denn 足 (Rad 157), 疋 (Rad 103), 走 (Rad 156), 辵 / 辶 (Rad 162) stehen nebeneinander als Ableitungen von 止 (Rad 77), dem Grundzeichen für Fuß.

Chinesen sind mit ihrem Sprachverständnis nicht unbedingt geeignete Wegweiser, denn mit der Muttermilch saugen sie solche Gleichungen wie 疋 = 匹 ein und halten sie für ursprüngliche Wahrheit. Hören sie dann, dass 疋 etwas mit dem Fuß zu tun hat, so schließen sie auf den Tierfuß, oder gar auf den Pferdefuß. Sollten sie schließlich "Pferdefuß" als Eselsbrücke benutzen, so bilden sie sich auch gleich ein, damit auf die ursprüngliche und eigentliche Wahrheit über das Zeichen 疋 zu verweisen. Das kann doch nicht unser Maßstab sein!
Vielmehr sollten wir uns wohlweislich vor der Verwechslung von Willkür und Wahrheit hüten, die hier ununterbrochen stattfindet. Umgekehrt würde ich einem Chinesen, der Deutsch lernen möchte, in etymologischen Dingen auch nicht unbedingt das Verständnis "der Deutschen" anempfehlen, sondern ein gutes etymologisches Lexikon.

U.V.
Zuletzt geändert von Ulrich Voigt am Sa 17. Feb 2007, 20:59, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben: Könnten wir das einmal durch exerzieren?
Ja bitte! Ich schau mir das dann gerne an.

U.V.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Gerade das ist schön an der Mnemotechnik, dass wir die Freiheit von der Exaktheit haben.
Ulrich Voigt hat geschrieben:足 , 疋 , 走 , 辵 , 辶 Ableitungen von 止 = Fuß
Ja.

足 - > 疋 + Pferd -> = "Pferdefuß" ist nicht etymologisch gemeint, sondern mnemonisch. Das mnemonische Konstrukt hält sich stark an die frühren Zeichen- und Wortbedeutungen. Dadurch kann ich all die Unsicherheiten, die mir als Philologen oder Historiker verbieten würden, solche Aussagen zu treffen, weil sie zu unsicher und spekulativ sind, einfach machen.
Ulirch Voigt hat geschrieben:疋 gebr. f. 匹
Auch Du hast eine Bestätigung dafür gefunden.

Mir ging es darum, wegzukommen von der Bedeutung von "Stoffballen". Ich negiere damit, dass 疋 einfach "Stoffballen" bedeutet, wie es mancherorts behauptet wird.

Ich sehe den Vorteil von "Pferdefuß", ich wiederhole mich teilweise, darin:
1. 疋 ist ein anderes Zeichen für 止 "Fuß" - das wird darin ausgedrückt
2. Es gibt das Radikal 157 [足 zu] "Fuß". Beide Zeichen, 疋 wie 足, gehören zusammen, zu einer Gruppe, weil sie Varianten von 止 sind. Zu 57/157 schreibst Du: "Helgoländer Fuß-Bogen." Da kommt "Fuß" vor. Wenn ich in 3/103/203 "Pferdefuß" habe, dann kommt "Fuß" zweimal in der Garderobe vor und verweist mich auf eine tatsächliche Gleichheit. Dadurch wird die Zugehörigkeit zur selben Zeichengruppe angedeutet.
3. "疋 gebr. f. 匹" führt mich zum Zähleinheitswort für Pferde. Wenn mir nicht einfällt, wie ich sage "san ... ma" (drei ... Pferde), dann führt mich pi "Pferdefuß" zur richtigen Antwort.

Ich sehe dieses Mehr an Wissen, das dadurch gebunden und verfügbar wird, bei "Abschied" nicht.

Ich halte mich an Etymologie, aber was in der Wissenschaft reine Spekulation ist, wird mir in der Mnemotechnik zum willkommenen Mittel, mir wissenswerte Dinge zu merken.
Könnten wir das einmal durch exerzieren?
Ich hatte im Stillen gehofft, ein Beispiel vom Schachgroßmeister zu bekommen.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Gerade das ist schön an der Mnemotechnik, dass wir die Freiheit von der Exaktheit haben.
Ja, unser Metier ist die Willkür. Dennoch benötigen wir eindeutige Ziele. Wenn ich auch Pferdefuß = 疋 verstehe und sogar gut finde, so passt diese Phantasie doch nicht so recht in mein Konzept, das soweit wie möglich auf die Grundbedeutungen abzielt. Der Gedanke, möglichst viele Bedeutungen des Radikals mit aufzunehmen, entspricht nicht meinem System, denn die Radikale, die ja als Bedeutungen nachher in den mnemotechnischen Geschichten auftreten, müssen eng und deutlich bleiben. Ich behandle sie eigentlich gar nicht als chinesische Zeichen, sondern als Radikalzeichen, die den eigentlichen Zeichen gewissermaßen vorgelagert sind. Als Radikalzeichen haben sie für mich z.B. weder Lautung noch Tonhöhe, sondern nur Bedeutung. Wenn dann das eine oder andere Radikal auch als normales Schriftzeichen auftaucht, wird es erneut mnemotechnisch verarbeitet, und zwar dann in Hinblick auf sein tatsächliches Bedeutungsfeld, ganz gleich wie sich dieses vielleicht historisch aufgebaut hat. Kurz: Die Radikale zu erlernen ist bei mir Teil eines größeren Systems und das lässt sich so schnell vielleicht nicht mitteilen.

U.V.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben: ein Beispiel
Ich würde mich nie dazu herablassen, jetzt einzeln passende Objekte zu suchen, sondern zu einer fertigen Garderobe greifen.

Hier ist z.B. eine 100-Garderobe aus meiner Gedächtnisstadt zum Erlernen langer Zahlen (es handelt sich um den Aspekt Nr. 6 von 25 Aspekten, also um die Nr. 6 von fünfundzwanzig 100-Garderoben:

01 Stelze
02 Sense
03 Zaum
04 Serviette
05 Seil
06 Sichel
07 Auge
08 Zopf
09 Sporen
10 Tasse
11 Teddy
12 Tintenfaß
13 DM
14 Trompete
15 Dolch
16 Taschenuhr
17 Taktstock
18 Toffee
19 Tuba
20 Nesquick
21 Handschuhe
22 Ananas
23 Nummernschild
24 Hühnerauge
25 Nylonstrümpfe
26 Nachtmütze
27 Nagel
28 Niveadose
29 Nippel
30 Hamster-Maske
31 Meteorit
32 Monokel
33 Maoam
34 Hammer
35 Maulkorb
36 Muscheln
37 Megaphon
38 Mövenpickeis
39 Mop
40 Rüssel
41 Orden
42 Hörner
43 RemyMartin
44 Rohrstock
45 Rollschuhe
46 Rechenschieber
47 Rikscha
48 Revolver
49 Harpune
50 Lasso
51 Litfaßsäule
52 Lunte
53 Helm
54 Lyra
55 Lolli
56 Locher
57 Heiligenschein
58 Elefant
59 Lupe
60 Schutzbrille
61 Schatten
62 Schnuller
63 Schamhaar
64 Schriftrolle
65 Schlips
66 Haschisch
67 Joghurt
68 Schweif
69 Schablone
70 Axt
71 Guitarre
72 Kandis
73 Gamshut
74 Kordel
75 Glöckchen
76 Kescher
77 Geige
78 Koffer
79 Käppi
80 Whiskey
81 Fidibus
82 Fingerhut
83 Wampum
84 Feuerzeug
85 Flügel
86 Fächer
87 Fagott
88 Pfeife
89 Fiebel
90 Paß
91 Baedeker
92 Bondi
93 Bombe
94 Präservativ
95 Pille
96 Bajonett
97 Bikini
98 Puffer
99 BabiePuppe
00 Zeiss-Ikon-Kamera

Die ersten zehn Radsikalbilder verwandeln sich damit in

Nr.01 : Kaiserlicher Handwerkskasten auf Stelzen, mit Wasserwaage.
Nr.02 : Sense für ein senkrechtes Hirsefeld.
Nr.03 : Schwarze Abschiedsträne an schwarzem Zaumzeug.
Nr.04 : Bestickte Krankenbahre mit Serviette.
Nr.05 : Zuckfrösche, Rücken-an-Rücken am Seil.
Nr.06 : Weißer Trepod an weißem Haken mit weißer Sichel.
Nr.07 : Trommel aus Zwillingshaut mit Auge.
Nr.08 : Ratte mit Baskenmütze und Zopf auf einem Teller.
Nr.09 : Männliches Nasenauge mit Sporen.
Nr.10 : Symmetrische Ordnung aus Bein-Hellebarden an einer Tasse.

Mir gefällt das nicht besonders. Es fehlt ihm die Eleganz.

U.V.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Die Radikale zu erlernen ist bei mir Teil eines größeren Systems
Ich dachte mir schon, dass ich da hineinwerke in eine fertige Arbeit und dass das nicht unblutig zugehen kann. Aber ein wenig Dialektik kann doch Manches klären - und vielleicht sogar Bestehendes in seiner Gelungenheit bestätigen und Sicherheit geben.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:Nr.08 : Ratte mit Baskenmütze und Zopf auf einem Teller.
Fehlt diesem Satz wirklich die Eleganz? Ist er nicht eingängig, weil in sich stimmig?

Ratte: Radikal 208
Baskenmütze: Radikal 8
Zopf: Der Garderobehaken Nr. 8
Teller: Radikal 108

Ich glaube, dass hier ein System schon fertig ist, und nun jeder Eingriff Unruhe und Verwirrung stiftet.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Fehlt diesem Satz wirklich die Eleganz?
Na ja, manche Bild kommen ganz gut heraus. Viele bleiben aber holprig.
Vor allem:
Jetzt muß man drei Objekte geistig beherrschen, stat nur zwei, eine erhebliche Erschwernis für die Wahrnehmung.
Und: Die Radikalbedeutungen, die vorher sozusagen unter sich waren, müssen sich jetzt jeweils erst herausschälen. Das meinte ich mit Eleganz: Beim holländischen Zartschwein z.B. kommt der Gedanke, "Holland" als Radikalbedeutung zu nehmen, gar nicht erst auf.
Ich glaube, dass hier ein System schon fertig ist, und nun jeder Eingriff Unruhe und Verwirrung stiftet.
Teilweise stimmt das, aber nicht in jeder Einzelheit. Wie auch immer: Jede Änderung muss in Hinblick auf das Gesamtunternehmen "Erlernen chines. Schriftzeichen" bedacht werden. Man benötigt also in jedem Falle so etwas wie ein Gesamtkonzept.

U.V.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Die folgenden Sätze finde ich unter einem mnemonischen Gesichtspunkt sehr gelungen. Mit gelungen meine ich, dass ich sie nur einmal lesen muss, um sie mir ene Weile lang zu merken, woraus für mich resultiert, dass ich sie, wenn ich sie mir auf Dauer merken will, nur immer wieder einmal in Erinnerung rufen muss, um sie zu behalten.

Es sind die Sätze:

Nr.02 : Sense für ein senkrechtes Hirsefeld.
Sense passt perfekt zu Hirsefeld.

Nr.03 : Schwarze Abschiedsträne an schwarzem Zaumzeug.
Da ließe sich fast ein französischer Fim nach Truffaut drehen.

Nr.06 : Weißer Trepod an weißem Haken mit weißer Sichel.
Die Wiederholung von "weiß" gibt dem Satz einen mantrartigen Rhythmus.

Nr.08 : Ratte mit Baskenmütze und Zopf auf einem Teller.
Finde ich lustig - Kindern könnte das gefallen. Es könnte in einem Walt Disney Film vorkommen.

Wenn Du nun noch 24 andere 100er Garderoben in petto hast, so bin ich mir sicher, dass durch etwas Suchen sich auch die anderen Sätze stimmiger und einprägsamer gestalten ließen.

Mir leuchtet der Vorteil der Ländergarderobe ein. Wenn ich einen mir völlig unbekannten Satz wie "Stierurne aus Bombay." lese, so kann ich auf Anhieb unterscheiden, was daran die Radikale andeutet, und was zur Garderobe gehört. Ein Riesenvorteil. Ich gewinne dadurch ein apriorisches Wissen.

Es könnte jede monothematische Garderobe dazu dienen. Es müsste nicht die Ländergarderobe sein. Wenn ich 100 Berufe hätte, dann würde die ebenso den Zweck erfüllen. Denn ebensowenig wie Länder unter den Radikalen vorkommen, kommen Berufe darin vor.

Nun haben wir zwei Dinge auf der Waage, die beide sehr gewichtig sind.

Für das Aufgeben der Ländergarderobe zugunsten einer gemischten Garderobe steht in meinen Augen die leichtere Merkbarkeit. Für das Beibehalten der Ländergarderobe spricht 1. dass sie schon fertig eingeflochten ist, 2. dass sie sich wohl schon in den Konsequenzen bewährt hat, 3. dass sie ein apriorisches Wissen erzeugt, und dadurch vor einem Mehraufwand an Merkleistung schützt, gleichzeitig aber durch die Abstraktheit der Länder wiederum einen Mehraufwand an Merkleistung abverlangt - denn nur die Ländern, in denen wir waren, oder die uns aus Erzählungen oder Filmen irgendwie vertraut oder gegenwärtig sind, sind nicht abstrakt.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:so bin ich mir sicher, dass durch etwas Suchen sich auch die anderen Sätze stimmiger und einprägsamer gestalten ließen.
Ohne Frage. Das Problem ist dabei nur, dass die Unterscheidung zwischen den zwei oder drei Radikalbedeutungen und der einen Numerierungsbedeutung einzeln geübt werden muss.
Es könnte jede monothematische Garderobe dazu dienen. Es müsste nicht die Ländergarderobe sein. Wenn ich 100 Berufe hätte, dann würde die ebenso den Zweck erfüllen. Denn ebensowenig wie Länder unter den Radikalen vorkommen, kommen Berufe darin vor.
Ja, Berufe würden gehen, passen sich nur nicht so schön an. Objekte gehen aber aus dem besagten Grund nicht so gut. Wohl aber Adjektive oder Verben. Ich glaube nicht, dass man die Länder damit übertreffen kann, die ja allemal adjektivisch wirken ("Winterweizen aus Italien = italienischer Winterweizen").
die Abstraktheit der Länder
Ich empfinde die Länder nicht als abstrakt. Sie sind mir alle wunderbar vertraut. Ich bin halt schon weit rumgekommen auf der Welt.

Die Entscheidung für die eine oder andere Garderobe, die Radikale zu numerieren, hat keinen Effekt auf meine Mnemotechnik der chines. Schriftzeichen. Ich könnte mich von den Ländern trennen und würde das auch tun, wenn ich einen Vorteil sähe. Wir können insofern die Sache so stehen lassen und müssen uns nicht einigen.

Noch ein Nachtrag zur Nr. 02
Es versteht sich, dass es sich hier um eine besondere Hirse handeln muss, die auf senkrechten Feldern gedeiht; ich nenne sie die Senkrechthirse. Ein simples Feld mit Senkrechthirse hätte es auch getan, dabei wäre aber das Feld etwas zu blass geblieben. Daher habe ich mich irgendwann mal dazu entschlussen, das Feld auch gleich senkrecht zu stellen. Das vollständige Bild lautet also: Senkrechtes Feld mit Senkrechthirse.

U.V.
Klaus Horsten
Superbrain
Beiträge: 686
Registriert: So 12. Feb 2006, 16:39
Wohnort: Wien
Kontaktdaten:

Beitrag von Klaus Horsten »

Ulrich Voigt hat geschrieben:intalienischer Winterweizen
Vielleicht können wir noch ein wenig länger bei den Ländern verweilen.

Ein "italienischer Winterweizen" - was ist das? Ein Winterweizen ist ein Weizen, der auch im Winter wächst - ich kann mir vorstellen: Ähren von Schnee bedeckt.

Gäbe es die Mnemotechnik in personam, so würde sie sprechen: "Ich bin Sensualist. Was mir nicht in die Sinne kommt, das kommt mir nicht aus dem Gedächtnis."

Was ist "italienisch" sinnlich vorgestellt?

Italien umfasst die folgende Menge:

Italien = {Spaghetti, Gelati, Venedig, Gondel, Kolloseum, Rom, Umberto Eco, Mode, Chianti, schiefer Turm von Pisa, Cappucino, lautes Sprechen, übertriebene Gebärden, Rimini, modische Frauen ... I70 ... I180 ... I387 ...}

Ich muss, um "Italien" anschaulich zu machen, ein Element aus dieser Menge auswählen.

Welches? Ich muss danach suchen, dieses oder jenes ausprobieren. "Italienische" in "italienischer Winterweizen" wird nur anschaulich, wenn ich den Weizen etwa zur Spaghettiverarbeitung designiere, also sage: aus diesem Winterweizen wird Mehl gemacht, das für die Spaghetti gebraucht wird.

Diese große Menge überträgt mir eine Arbeit: ich muss zusätzlich zu "italienischer Winterweizen" etwas suchen, das dazu passt und mir dann merken "italienischer Winterweizen -> Mehl -> Spaghetti". Wenn ich dann "italienscher Winterweizen" höre, weiß ich, er wird letztlich zu Spaghetti gemacht und - das ist ein Element aus der Menge "Italien", ergo ist Italien gemeint.

Hast Du nicht die Ländergarderobe auch dadurch gelernt - ist das nicht irgendwo angeklungen? - indem Du sie noch mit einer anderen Garderobe verbunden hast?

Wie soll man die Radikale lernen? Soll man zuerst die Ländergarderobe lernen und dann die Radikale damit verbinden? Oder soll das in einem gehen? Oder soll vielmehr die Ländergarderobe auch über die Radikale gemerkt werden?

Für mich sind Länder: unbestimmt. Ein Wort wie "Italien" ist ein Reizwort, das zwar viele Vorstellungen hervorrufen kann, aber keine bestimmte singulär hervorruft. Ich brauche aber eine bestimmte, die mir sinnlich vorstellbar wird, ein Gegenstand, der mir dann vorstellig wird, wenn ich mich zu erinnern versuche, der mich dann an das Zuerinnernde erinnert - einen anschaulichen Souffleur gleichsam, der mir einsagt.
Benutzeravatar
Ulrich Voigt
Superbrain
Beiträge: 837
Registriert: Mo 21. Apr 2003, 15:35
Kontaktdaten:

Beitrag von Ulrich Voigt »

Klaus Horsten hat geschrieben:Ein "italienischer Winterweizen" - was ist das?
Ich habe offenbar weniger Schwierigkeiten mit den Ländern, die für mich weder die Summe von bestimmten Eigenschaften, noch unbestimmte Reizwörter darstellen, sondern in jedem Falle eine bestimmte Gefühlslage wachrufen, die ich dann nach Belieben akzentuieren kann. Ich muss mich dafür gar nicht weiter anstrengen. Der Weizen, der auch im Winter wächst und vornehmlich im Winter geerntet wird, ist in Italien entwickelt worden, natürlich irgendwo in Norditalien, wo der Winter deutlich ist, und ich kaufe immer nur italienischen Winterweizen. Mehr benötige ich nicht, um "Italien" dauerhaft mit "Winterweizen" zu verknüpfen. Wenn ich will, kann ich mir dazu eine italienische Verpackung vorstellen, oder auch die kleinen Eisstückchen, die regelmäßig an ihm haften, aber das habe ich kaum noch nötig. Da ich glücklicherweise Nationalist bin, transportieren für mich die Landesbezeichnungen hinreichend markante Vorurteile.
Hast Du nicht die Ländergarderobe auch dadurch gelernt ... - indem Du sie noch mit einer anderen Garderobe verbunden hast?.
Offen gesagt halte ich diesen Lernvorgang für weniger wichtig, eigentlich sogar für überflüssig. Die Sache fädelt sich umgekehrt ein. Ich stehe vor einem chines. Zeichen, etwa diesem: 騎 und will es im Lexikon lokalisieren. Ich erkenne das Radikal 馬 = Pferd, erinnere mich an das afghanische Krallenpferd und weiß somit, dass ich im Bild Nr. 87 bin, sehe die vielen Striche an dem Radikal und weiß daher, dass das Zeichen 騎 unter der Nr. 187 im Lexikon zu finden ist.
Nur dies ist eigentlich von praktischer Bedeutung. Indem ich nun damit arbeite (nämlich: öfters Zeichen im Lexikon aufsuche), entwickelt sich die Gewohnheit, die Anzahl der Striche ohne jeden Zeitverlust abzuschätzen und damit die Entscheidung "87" oder "187" fast zu automatisieren. Da "afghanisches Krallenpferd" eine festgefügte Vorstellung ist, bleibt das alles schön zusammen und so lerne ich die Herkunftsgarderobe mehr oder weniger von allein durch den Gebrauch. Wenn es aber doch sein müsste, dass ich umgekehrt von den Nummern ausgehen wollte, so würde ich mehrere Male in Gedanken bis 100 zählen und dabei diese Radikalbilder Revue passieren lassen, denn so habe ich alle meine Garderoben gelernt.

Ich selbst habe die Nummern der Radikale nicht über die Länder gelernt, denn die habe ich mir erst nachträglich dazu ausgedacht, sondern über die Römische Geschichte, aber das lässt sich hier nicht so leicht erklären. Da ich die Radikale auch für die Wochentagsberechnung heranziehe, muss ich natürlich ihre Nummern kennen, und zwar blitzschnell.
Zum Beispiel W (3. August 1987) = (3 + 3 + 0 + 3) mod 7 = 2 Montag. Die letzte 3 = K (E=87) weiß ich, da 87 = Kralle in meinem Bild Nr. 3 von 7 Klumpenbildern zu den 7 Wochentagen vorkommt. Ich arbeite dabei auch mit Farben (1 = rot, 2 = orange, 3 = gelb, 4 = grün, 5 = blau, 6 = violett, 0 = weiß): Die Krallen sind gelb, und das genügt für die Wochentagsberechnung.

U.V.
Antworten