Der Monkey Island Effekt

Alles was Lerntechniken und Lernstrategien betrifft, insbesondere aber nicht ausschließlich gehören hier auch die Anwendungen von Mnemotechnik herein.
Wie kann ich am besten für Prüfungen lernen, wie merke ich mir Namen, wie lerne ich Zahlen oder Formeln etc.

Moderatoren: Hannes, Boris

Pat
Superbrain
Beiträge: 780
Registriert: Mo 04. Apr 2005, 14:36

Beitrag von Pat »

Nicht aufgeben!

Mein Tipp für den Anfang: Versuche zuerst einmal zehn Streitstände und diese dann exakt. Wie gesagt bedarf es am Amfang einigen Trainings des "visuellen Muskels" (ich denke, das trifft es ganz gut). Ähnlich wie ich am Anfang nach meinen Gedächtnisübungen erschöpft war und dann mit der Zeit gemerkt habe, dass bald nicht nur die Umgebung automatisch klarer wurde, sondern auch die Erschöpfung nachließ.

Ein Beispiel: Am schnellsten bin ich (ein wenig später) vorwärts gekommen, wenn ich mich bezüglich einer Aufgabe intensiv gefordert habe, bis ich diese geschafft hatte. Es ging zum Beispiel um 250 Ziffern in fünf Minuten (Level 9 im Trainer): Es dauerte und als es dann geschafft war, habe ich gemerkt, dass ich an meine bisherigen Grenzen gegangen war. Ich habe einige Tage Pause gemacht und beim nächsten Versuch waren 250 überhaupt kein Problem und es gab keine Erschöpfung. Die Zeitverbesserungen kamen auch sehr schnell. Augenscheinlich hatte sich das Gehirn (wie auch immer, wohl im visuellen Cortex) an die gestiegenen Anforderungen angepasst.

Worauf ich hinaus will:
Durch diese harte Anfangsphase mußt Du durch! Es ist wie im Fitnessstudio: Der Fortschritt geht anfangs nicht graduell, sondern langsam, steigert sich aber nach dieser Anfangshürde schnell. Deswegen: Durchhalten!

In Bezug auf das "Anbauen":
Ein Beispiel: An Punkt Nummer 42 wurde das Thema "Sozialwidrigkeit der ordentlichen Kündigung, § 1 II KSchG" codiert.
Neben der Codierung des Themas selbst (ein, zwei Stichwortbilder) in einer Ecke des Schiffsbauchs habe ich die genauere Ausarbeitung (Betriebliche, personenbedingte und verhaltensbedingte Kündigung) nicht auf die nächsten Punkte verteilt, sondern in der Holzwand selbst eine imaginäre Tür geöffnet, die auf eine weite Ebene, ansatzweise konturierte
Ebene führte. Hier plazierte ich der Reihe nach die drei Kündigungsarten mit ihren jeweiligen Anforderungen, wobei ich die Bilder oft eher am Sinn als an der Phonetik ausgerichtet habe. Anbau deshalb, weil die Ebene selbst durch die einzelnen Bildkomplexe wieder eine räumliche Struktur erhält und man sich in den Bildern (nach ihrer Erschaffung und "Erstarrung") wieder wie in einem großen Ort bewegt, der dort "angebaut" wurde.
Natürlich kann man, wenn man es genau haben will, an diesen "erstarrten Bildort" mit Zoomtechniken wieder neue Bilder anbauen, ähnlich wie in der
Szene aus Bladerunner, und so ein ständig verfeinertes Wissenskonstrukt
erstellen.

Zu God of War:
Es handelt sich um ein Actionspiel, Du kannst Dir aber unter youtube (Sofern das keine Urheberrechte verletzen sollte. Ich rate Dir nicht dazu, sondern zeige nur die tatsächliche Möglichkeit auf, die verantwortliche Entscheidung liegt bei dir. Obwohl ich das Betrachten von solchen Inhalten für rechtlich unbedenklich halte, ergeht dieser Hinweis im Interesse des Forums.) mehrere Videos von jeweils ungefähr 10 Minuten Länge ansehen, in denen sowohl Teil 1 als auch Teil 2 (Locitechnisch meiner Einschätzung nach zum Teil noch interessanter) durchgespielt werden.

Viel Erfolg,

Simon
Klaus Horsten
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Beitrag von Klaus Horsten »

Pat hat geschrieben:Dieses "Anbauen" erfordert aber eben auch, daß man im Kopf die dreidimensionale Welt schnell und effektiv genug manipulieren und verändern und sie lebendig, farbig und körperlich genug darstellen kann ... mein Vorstellungsvermögen am Anfang des Trainings nicht so gut war: Routen erschienen eher als Nebel, Gegenstände waren eher verschwommen ... Verbesserung des Vorstellungsvermögens ... : Man verfolgt plötzlich ein Buchgeschehen wie einen Film mit, man erinnert sich an gesehene Fernseh- und Kinoszenen viel klarer, man träumt oft lebendiger
Damit hast Du, in meinen Augen, das Zentrum der Mnemotechnik erreicht. Es ist das, was Matteo Ricci das "Setzen des Leeren" nennt (Du nennst es "Anbauen", Ulrich Voigt spricht von "Halbwirklichkeiten"), das heißt, es wird möglich, Wirklichkeit und Fantasiertes in einer Weise zu verbinden, dass es keinen Unterschied mehr gibt zwischen Fantasiertem und Wirklichem, so dass beides gleich gut vorgestellt werden kann.

Aber eines muss man dabei bedenken: Manchen Menschen fällt die Versinnlichung von selbst leicht, anderen, wie mir, eher schwer. Demnach ist es falsch zu sagen: "Das, was ich kann, das kann jeder".
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