Ich beschäftige mich seit einer Weile mit Gedächtnistraining und benutze erfolgreich eine 100-stellige Route.
Ich spiele auch wettkampfsmäßig Schach. Als gute Spieler muss man sich hunderte von Eröffnungsvarianten merken und Varianten berechnen, d.h. blind spielen. Beides verlangt große Gedächtnisleistungen.
Da die Information beim Schach sehr abstrakt ist, fällt es mir schwer, irgendwelche bekannten Techniken zu benutzen. Kennt jemand Ansätze in diese Richtung?
Schach und Mnemotechnik
Willkommen im Forum!
Da ich selbst Vereinsspieler bin und mir schon Gedanken um das Thema gemacht habe, antworte ich mal.
Es gibt zwar eine Kodierung, um sich Züge und Stellungen zu merken, jedoch hat sich das ein schachlicher Laie ausgedacht. Sie ist in keiner Weise im Spiel anzuwenden. Ein solches System ist aber auch gar nicht nötig. Und es wendet auch kein Schachspieler Mnemotechniken an.
Wenn man im Schach versiert, dann merkt man sich gewisse Strukturen. Dies können sowohl Zug-, als auch Stellungsstrukturen sein. Es läuft auf das selbe hinaus. Und mit der Zeit gewinnt man man solcher Strukturen und Bilder im Kopf. Aus diesen Strukturen setzen sich dann größere Strukturen zusammen.
Der Hauptgrund, warum ein mnemotechnisches Kodiersystem nicht funktioniert, neben der schlechten Transformation, ist, dass die Reihenfolge keine wesentliche Rolle spielt. Wenn ich zwei Züge in einer Eröffnung vertausche, kommt letztendlich doch dieselbe Stellung heraus.
Durch das Transformieren der Information hat man es auch nur mit einer Gedächtnisstütze zu tun. Das heißt man kann die Strukturen und Bilder nicht anderweitig im Spiel verwenden. Sonst setzt man unterbewusst aus dem vorhandenen Wissen neues Zusammen und fügt es damit in ein bereits vorhandenes Wissensnetz ein.
Dadurch, dass das Merken von Spielstellungen und -zügen stark auf bereits vorhandenen Wissen aufbaut, ist es auch stark trainierbar. Ein guter Spiel muss nur kurz auf ein Brett schauen und es analysieren, um es sich einzuprägen. Er hat so viele Stellungen im Kopf, dass er einzelne Kombinationen als eine einzige Information wahrnimmt. Das bezeichnet man als Chunking.
Da ich selbst Vereinsspieler bin und mir schon Gedanken um das Thema gemacht habe, antworte ich mal.
Es gibt zwar eine Kodierung, um sich Züge und Stellungen zu merken, jedoch hat sich das ein schachlicher Laie ausgedacht. Sie ist in keiner Weise im Spiel anzuwenden. Ein solches System ist aber auch gar nicht nötig. Und es wendet auch kein Schachspieler Mnemotechniken an.
Wenn man im Schach versiert, dann merkt man sich gewisse Strukturen. Dies können sowohl Zug-, als auch Stellungsstrukturen sein. Es läuft auf das selbe hinaus. Und mit der Zeit gewinnt man man solcher Strukturen und Bilder im Kopf. Aus diesen Strukturen setzen sich dann größere Strukturen zusammen.
Der Hauptgrund, warum ein mnemotechnisches Kodiersystem nicht funktioniert, neben der schlechten Transformation, ist, dass die Reihenfolge keine wesentliche Rolle spielt. Wenn ich zwei Züge in einer Eröffnung vertausche, kommt letztendlich doch dieselbe Stellung heraus.
Durch das Transformieren der Information hat man es auch nur mit einer Gedächtnisstütze zu tun. Das heißt man kann die Strukturen und Bilder nicht anderweitig im Spiel verwenden. Sonst setzt man unterbewusst aus dem vorhandenen Wissen neues Zusammen und fügt es damit in ein bereits vorhandenes Wissensnetz ein.
Dadurch, dass das Merken von Spielstellungen und -zügen stark auf bereits vorhandenen Wissen aufbaut, ist es auch stark trainierbar. Ein guter Spiel muss nur kurz auf ein Brett schauen und es analysieren, um es sich einzuprägen. Er hat so viele Stellungen im Kopf, dass er einzelne Kombinationen als eine einzige Information wahrnimmt. Das bezeichnet man als Chunking.
Ein sehr interessates Thema.
Zur "schlechten Transformation":
Ich denke nicht, dass hier verschiedene Codierungsalgorithmen schon derart intensiv entwickelt geschweige denn erprobt wurden, um ein derart pessimistisches Urteil zu rechtfertigen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es durchaus hier brauchbare Algorithmen geben kann. Man benötigt ja nur 64(Felder)x6(Figurenarten + Bauer) = 384 Bilder, um bei jedem Halbzug eindeutig codieren zu können, um welchen Zug es geht.
(Sonderfälle wie "Sbd7" usw. tauchen nicht so häufig auf, um hier eigene Bilder entwerfen zu müssen. Da es hier um die Auswahl aus zwei möglichen Figuren oder Bauern geht, kann hier eine simple Modifikation des Bildes selbst oder von dessen Aufstellung am Ort genügen.)
Die baumartige Struktur jeder Eröffnung, deren Stamm natürlich die Hauptvariante bildet, eignet sich sehr für die Behandlung auf Ortswegen, die sich aus dem jeweiligen Vorgänger wuchsartig entwickeln.
Nehmen wir einmal die Spanische Eröffnung, a6-Variante:
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5
Entweder nimmt man bereits hier fünf Orte mit den jeweiligen Bildern oder man kennt es bereits, und geht von 3. ... an aus.
Will man nur die Hauptvarianten (Breyer, Chigorin, Archangelsk, ...) bis zum 15. Zug, um einen gewissen Grundstock zu haben, dann wären das hier ohne Nebenvarianten ca. 300 Halbzüge, also 300 Orte.
Mit einer gewissen Hinwendung und einem Ortsfundus kann man dies an einem Tag sehr entspannt sowohl belegen als auch wiederholen.
Die genannten "Strukturen" lernt man natürlich wie von selbst sowohl beim Spielen als auch beim schrittweisen Erzeugen der Eröffnung im Kopf, während man die Bilder transformiert. Nach meinen Erfahrungen mit verschiedenen Codierungssystemen und ihrer Automatisierbarkeit im Gedächtnissport denke ich, dass sich ein solches System innerhalb recht kurzer Zeit über die Effizienzschwelle bringen läßt.
Zur "gleichen Stellung bei vertauschten Zügen":
Das erscheint ein wenig unklar. Natürlich kommt es auf die Reihenfolge an. Wenn es Dir um die letztlich entstehende Struktur geht, dann siehe oben. Bei falscher Reihenfolge kommst Du aber gar nicht zur erstrebten Struktur, siehe nur Kasparov gegen Deep Blue mit .. h6.
Schöne Grüße,
Simon
Sehr richtig, beschreibt dies doch das natürliche Lernen von Stellungsbildern.Wenn man im Schach versiert, dann merkt man sich gewisse Strukturen. Dies können sowohl Zug-, als auch Stellungsstrukturen sein. Es läuft auf das selbe hinaus. Und mit der Zeit gewinnt man man solcher Strukturen und Bilder im Kopf. Aus diesen Strukturen setzen sich dann größere Strukturen zusammen.
Es ging ihm ja zunächst nur um ein System, mit dem er sich Eröffnungsvarianten leichter merken kann. So einfach, wie Du es im ersten Zitat beschrieben hast, geht es auch nicht für jeden.Der Hauptgrund, warum ein mnemotechnisches Kodiersystem nicht funktioniert, neben der schlechten Transformation, ist, dass die Reihenfolge keine wesentliche Rolle spielt. Wenn ich zwei Züge in einer Eröffnung vertausche, kommt letztendlich doch dieselbe Stellung heraus.
Zur "schlechten Transformation":
Ich denke nicht, dass hier verschiedene Codierungsalgorithmen schon derart intensiv entwickelt geschweige denn erprobt wurden, um ein derart pessimistisches Urteil zu rechtfertigen. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es durchaus hier brauchbare Algorithmen geben kann. Man benötigt ja nur 64(Felder)x6(Figurenarten + Bauer) = 384 Bilder, um bei jedem Halbzug eindeutig codieren zu können, um welchen Zug es geht.
(Sonderfälle wie "Sbd7" usw. tauchen nicht so häufig auf, um hier eigene Bilder entwerfen zu müssen. Da es hier um die Auswahl aus zwei möglichen Figuren oder Bauern geht, kann hier eine simple Modifikation des Bildes selbst oder von dessen Aufstellung am Ort genügen.)
Die baumartige Struktur jeder Eröffnung, deren Stamm natürlich die Hauptvariante bildet, eignet sich sehr für die Behandlung auf Ortswegen, die sich aus dem jeweiligen Vorgänger wuchsartig entwickeln.
Nehmen wir einmal die Spanische Eröffnung, a6-Variante:
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5
Entweder nimmt man bereits hier fünf Orte mit den jeweiligen Bildern oder man kennt es bereits, und geht von 3. ... an aus.
Will man nur die Hauptvarianten (Breyer, Chigorin, Archangelsk, ...) bis zum 15. Zug, um einen gewissen Grundstock zu haben, dann wären das hier ohne Nebenvarianten ca. 300 Halbzüge, also 300 Orte.
Mit einer gewissen Hinwendung und einem Ortsfundus kann man dies an einem Tag sehr entspannt sowohl belegen als auch wiederholen.
Die genannten "Strukturen" lernt man natürlich wie von selbst sowohl beim Spielen als auch beim schrittweisen Erzeugen der Eröffnung im Kopf, während man die Bilder transformiert. Nach meinen Erfahrungen mit verschiedenen Codierungssystemen und ihrer Automatisierbarkeit im Gedächtnissport denke ich, dass sich ein solches System innerhalb recht kurzer Zeit über die Effizienzschwelle bringen läßt.
Zur "gleichen Stellung bei vertauschten Zügen":
Das erscheint ein wenig unklar. Natürlich kommt es auf die Reihenfolge an. Wenn es Dir um die letztlich entstehende Struktur geht, dann siehe oben. Bei falscher Reihenfolge kommst Du aber gar nicht zur erstrebten Struktur, siehe nur Kasparov gegen Deep Blue mit .. h6.
Schöne Grüße,
Simon
Hallo Simon!
Derjenige aber, der sich Schachstellungen durch die Struktur, die geometrische Form, "das Gefühl" merkt, sammelt ein gewisses Wissen an. Dieses Wissen ist nicht unbedingt mental artikulierbar, aber es ist eben ein Wissen. Es ist die Form von Wissen, die beim Schach gefragt wird. Wichtig erscheint mit, dass er durch dieses Wissen auch seine Fähigkeit neues Wissen, was auch diese Form hat, sich zu merken; da er neue Stellungen problemlos in sein Wissensnetz aufnehmen kann.
Von der Strategie her kommt es in den meisten Fällen auf die Reihenfolge an. Mit einem bestimmten Zug bewegt oder zwingt den Gegner gar zu einem bestimmten Zug.
Absolut gesehen ist es egal. Wenn man eine bestimmte Stellung vor sich hat, ist es nicht wichtig, ob bei dem vorhergehenden Spiel zuerst der Springer oder der Läufer bewegt wurde.
Beste Grüße,
Max
Richtig.Es ging ihm ja zunächst nur um ein System, mit dem er sich Eröffnungsvarianten leichter merken kann. So einfach, wie Du es im ersten Zitat beschrieben hast, geht es auch nicht für jeden.
Derjenige aber, der sich Schachstellungen durch die Struktur, die geometrische Form, "das Gefühl" merkt, sammelt ein gewisses Wissen an. Dieses Wissen ist nicht unbedingt mental artikulierbar, aber es ist eben ein Wissen. Es ist die Form von Wissen, die beim Schach gefragt wird. Wichtig erscheint mit, dass er durch dieses Wissen auch seine Fähigkeit neues Wissen, was auch diese Form hat, sich zu merken; da er neue Stellungen problemlos in sein Wissensnetz aufnehmen kann.
Ja, es wird wohl kein einziger Großmeister mit Mnemotechniken arbeiten, um sich Stellungen zu merken. Wobei sich hier jedoch auch die Frage stellt, ob er es nicht unterbewusst macht. Auf jeden Fall verwendet er keine Bilder und Routen.Ich denke nicht, dass hier verschiedene Codierungsalgorithmen schon derart intensiv entwickelt geschweige denn erprobt wurden
Das ist eine Frage der Gesinnung. Ich persönlich gebe mich skeptisch; nicht mein ganzes bisheriges Leben, aber ich mache es. Solange es keine Hinweise darauf gibt, dass etwas funktioniert, richtig ist oder existiert; gehe ich davon aus, dass das Gegenteil der Fall ist. Dies halte ich überall im Leben für sinnvoll. Dabei fälle ich jedoch ein entgültiges Urteil. Wenn sich die Faktenlage ändert, kann sich auch meine Meinung ändern.um ein derart pessimistisches Urteil zu rechtfertigen
Ja.Wenn es Dir um die letztlich entstehende Struktur geht, dann siehe oben. Bei falscher Reihenfolge kommst Du aber gar nicht zur erstrebten Struktur, siehe nur Kasparov gegen Deep Blue mit .. h6.
Von der Strategie her kommt es in den meisten Fällen auf die Reihenfolge an. Mit einem bestimmten Zug bewegt oder zwingt den Gegner gar zu einem bestimmten Zug.
Absolut gesehen ist es egal. Wenn man eine bestimmte Stellung vor sich hat, ist es nicht wichtig, ob bei dem vorhergehenden Spiel zuerst der Springer oder der Läufer bewegt wurde.
Beste Grüße,
Max