Johann Christian Freiherr von Aretin: Systematische Anleitung zur Theorie und Praxis der Mnemonik nebst Grundlinien zur Geschichte und Kritik dieser Wissenschaft (1810)
Nur kurz ...
Äußeres:
Ich habe mir das Buch in der Wiener Biblitohek ausgeliehen. Man muss es vor Ort lesen, weil es so alt ist.
Das Buch ist faustdick, die Seiten sind klein (A 5).
Es zerfällt in zwei Teile: einer Theorie und einer Historie. Die Historie umfasst mindestens die Hälfte des Buchs. Am Ende des Buchs sind Reproduktionen von Kupferstichen etwa mit den Zahlen von 1 bis 100 und zwar in Zahl-Form. Das habe ich mir kopiert.
Das Buch ist sehr gut lesbar, weil es die Lateinische Schrift verwendet.
Werturteil:
Das Buch ist spitzenmäßig! Aretin stellt alle Theorien, die er finden kann, ausführlich dar, sogar zum Teil mit Tabellen, Zeichnungen des Raums (Döbel).
Er ist neutral, stellt die Theorien oft nacheinander dar, und man weiß nicht, welche er favorisiert. Das ist aber wissenschaftliche Neutralität und der Leser kann sich selber aussuchen, was für ihn am besten passt.
Für mich ist das Buch ganz im wissenschaftlichen Geist der damaligen Zeit geschrieben - ich denke an Hegel, aber ob der Preußen-Feind Aretin (in München) von Hegel (in Berlin) und seinem Umfeld gelernt hat (Fichtes Wissenschaftstheorie, vielleicht Bolzano?), das weiß ich nicht. Mnemonisch lässt sich einfach sagen: ein Zeitgenosse von Goethe und Schiller.
Ich vermute, dass der Bibliotheksleiter Aretin 1. als Bibliothekar so pedantisch nach dem Alphabeth ordnet (sein Mnemonisches Alphabet), 2. auch deshalb so genau die vergangenen Theorien sichtet und ausführt, 3. überhaupt sein Gedächntnis-Abc vom Bibliothekswesen gelernt hat (er erwähnt einen Loke, an dem ihm der Knopf aufgegangen ist, und zwar an dessen Buch-Index).
Ich bedaure sehr, dass ich das Buch nicht mitnehmen kann, nach Hause, um es in Ruhe zu lesen. Es ist ein Schmöker, wo man immer wieder reinschauen kann und immer wieder bereichert daraus hervorgeht.
Besonders die historischen Darstellungen müssen wohl ein Fundus sein.
[Schade, dass der Likanas-Verlag nicht daran denkt, Faksimile-Ausgaben von alten mnemotechnischen Büchern heraus zu geben (vielleicht angedacht, aber verworfen?).]
Es gibt auch ein Kapitel darüber, wie man anfangen soll in der Gedächtniskunst. Werde ich später lesen. Ich war begierig zu erfahren, wie er die Gedächtnisörter behandelt. Dazu habe ich mit Gewinn vor allem in den historischen Darstellungen eine Abwandlung der Döbelschen Stuben gefunden - ein Gedächntis-Alphabet lociert in Gedächtnisräumen.
Aretin ist übrigens das Vorbild von Ulrich Voigt. Sicherlich nicht das einzige, aber sicherlich eines (siehe http://www.frontreporter.de/phpbb/viewtopic.php?t=68 plus Einleitung zu Esels Welt).
Aretins Werk ist ein vorbildlich ausgearbeitetes hisorisch-systematisches Werk, das in der Geschichte der Mnemonik hell leuchtet.
Ich glaube, wer wirklich Fortschritte machen will in der Mnemotechnik, der wird mit dem Internet nicht auskommen und sollte sich über die Grenzen des Internets hinaus bewegen. Dazu kann ich Aretin wärmstens empfehlen!
Klaus [treibt sich trotz seiner Staubmilben-Allgergie in verstaubten Bibliotheken herum]
Aretin: Menmonik (1810)
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Ich glaube wer wirkliche Fortschritte in der Mnemonik machen will, braucht natuerlich eine grundbasis an Buechern. Ob da son alter Schmoecker aus 1810 unbedingt noch ein muss is, sei mal dahingestellt.
bei books.google.de findest du allerdings nochn paar Buecher mehr zu diesem Thema. Alte Buecher. DA ich eh grad recherchiere werd ich ma gucken ob ich da was tolles rausbekomme.
bei books.google.de findest du allerdings nochn paar Buecher mehr zu diesem Thema. Alte Buecher. DA ich eh grad recherchiere werd ich ma gucken ob ich da was tolles rausbekomme.
- Ulrich Voigt
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Re: Aretin: Menmonik (1810)
Es handelt sich um einen Meilenstein in der Geschichte der mnemotechnischen Literatur.Klaus Horsten hat geschrieben:
Das Buch ist spitzenmäßig!
Ja, und dasselbe gilt für das Buch Kästners.
ganz im wissenschaftlichen Geist der damaligen Zeit geschrieben
Aretin steht damit, dass er die Fähigkeit zu historischer Forschung und zu mnemotechnischer Konstruktion verbindet, so gut wie einzig da.
Besonders die historischen Darstellungen müssen wohl ein Fundus sein.
Er hatte als Bibliothekar Zugang zu einer Fülle von Quellen. Allerdings engte sich sein Gesichtsfeld damit weitgehend auf die Neuzeit (ab 15. Jh.) ein; zur Antike hatte er nicht viel zu sagen.
Nein, das ist nicht schade, sondern klug. Er würde sonst sehr bald pleite gehen.
Schade, dass der Likanas-Verlag nicht daran denkt, Faksimile-Ausgaben von alten mnemotechnischen Büchern heraus zu geben.
Aretins Buch ist jedenfalls das Modell, an dem ich mich gemessen habe. Schließlich bin auch ich Historiker und Mnemotechniker. Nach Aretin reißt die Verbindung zwischen historischem Verständnis und konstruktiver Technik bald wieder ab. Ich dachte: Irgendwann muss doch mal jemand Aretin antworten!
Aretin ist übrigens das Vorbild von Ulrich Voigt. Sicherlich nicht das einzige, aber sicherlich eines (siehe http://www.frontreporter.de/phpbb/viewtopic.php?t=68 plus Einleitung zu Esels Welt).
Das heisst nicht, dass ich dem Urteil Aretins überall folgen würde. Zum Beispiel tat sich Aretin schwer mit dem 17. Jh., denn die dortigen Arbeiten lagen ihm nicht. Bei mir wiederum wird gerade das 17. Jah. hervorgehoben.
Ja, unbedingt! Das 20. Jh. hat dergleichen nicht aufzuweisen.
Aretins Werk ist ein vorbildlich ausgearbeitetes historisch-systematisches Werk, das in der Geschichte der Mnemonik hell leuchtet.
Noch eine Buchempfehlung:
Johann Christoph von Aretin, Briefe über meine literarische Geschäftsreise in die baierischen Abteyen, mit einer Einführung herausgegeben von Wolf Bachmann, München / Wien 1971
U.V.
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Anette von Aretin "Was bin ich" ist Anfang des Jahres in München verstorben, unter http://www.dastelefonbuch.de/ finde ich deutschlandweit noch 30 weitere Einträge.